Abschied von Rothenburg

Fast hätte ich das Bild vergessen, so lange scheint es nun schon zurückzuliegen. Ende Juni war ich nach meinem Pilgerweg in Rothenburg angekommen und hatte dort zeichnend noch zwei Tage verbracht. Es war – wir mögen es kaum noch glauben – sehr heiß und trocken gewesen, der Wind blies scharfkantigen Karststaub über die Felder, so dass der erste Regen nach Wochen sehnsüchtig erwartet wurde.

Als er dann kam, am späten Nachmittag meines letzten Tages in Rothenburg, waren alle Japaner schnell in ihre Hotels geflüchtet, die Schulklassen in die Jugendherberge, und ich hatte den Panoramaweg für mich allein. Es war ein magischer Moment; irgendwo in dem Steilhang versteckte sich ein verlassenes Kneippbecken, und ich platschte selig im Regen darin herum.

Nächstes Jahr wird es genau hier weitergehen; der Pilgerweg durchquert das Taubertal und verlässt dann Franken Richtung Württemberg.

IMG_0121

Blick auf Rothenburg o.d.T. im ersten Regen nach langer Trockenheit Ende Juni. Ich habe die Zeichnung vor Ort begonnen, auch schon koloriert; die Farbe dann zu Hause vertieft und ergänzt. Dabei kam zum ersten Mal das neue Perylengrün von Schminke zum Einsatz.


Rothenburg

Einmal, vor vielen Jahren, haben wir hier, mit noch kleinen Kindern, für ein paar Nachmittagsstunden Rast auf einer langen Reise gemacht; Mauern und Türmchen sind mir von damals in Erinnerung und dass ich die Stadt schön fand, einfach schön, Kitsch und Japaner hin und her.

Jetzt, wo ich mehr Zeit habe, Ruhe auch und einen fast zwanzig Jahre älteren Blick, sehe ich: Es ist, neben dem Äußerlichen, noch auf eine besondere Weise schön. Eine Art Freilichtmuseum zwar, doch ein bewohntes, und es tut dem Ort gut, dass kein H&M und kein McD da ist, die meisten Geschäfte und Restaurants sehen nach Familienbesitz aus. Eine Zeitreise, eher in die 50er als ins Mittelalter. (Geheimtipp für Zeichner: Papierhaus Zimmermann in der Galgengasse. Für einen so kleinen Ort gibt es hinter dem unscheinbaren Fenster eine überwältigende Auswahl an allem, was das Herz begehrt, neben gut sortierten Standards Schätze an Papieren, Aufklebern, Stickern, Füllfederhaltern …)

Abends auf dem Markt erwische ich einen Logenplatz mit Fachwerkblick und gebe ihn erst wieder her, als es endgültig dunkelt. So gelingt mir dieses Bild fast vollständig vor Ort, nur die letzte Lasur lege ich erst darüber, als am nächsten Morgen alles ganz sicher trocken ist.

IMG_0096

Fachwerkgiebel am Markt von Rothenburg o.d.T. Lexington Grey Ink mit Wasserfarbe in S&B Beta.


Wegrand II – in der Diaspora

Zwei meiner „Wegrandpostkarten“ – eher schnellen Skizzen, die ich weitgehend vor Ort fertig stelle – zeigen moderne Kirchenarchitektur. Beides sind katholische Kirchen. Auf meinem Weg habe ich gelernt, dass Mittelfranken, obschon im Freistaat Bayern gelegen, evangelisches Kernland ist; seinerzeit geprägt durch die Freien Reichsstädte, die das neue Gedankengut anzogen und in denen sich viele Anhänger der protestantischen Lehre sammelten. In Nürnberg wurde gedruckt, was im gesamten deutschen Sprachraum für die Verbreitung lutherischen Gedankenguts sorgte.

Erst mit den Wanderungsbewegungen der Industrialisierung kamen wieder Katholiken in die Gegend; richtig viele wurden es nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele der Flüchtlinge aus dem Sudetenland hier blieben. In den 50er Jahren hatten sich die Verhältnisse soweit stabilisiert, dass an Kirchenneubau gedacht werden konnte. Die meisten dieser Kirchen vermitteln auf eine eindringliche Weise die Stimmung jener Jahre: sie sind karg, manchmal geradezu ärmlich, und ihr Bildschmuck verweist auf Sühne und Leid – wie gebaute Romane von Böll, nur weniger poetisch.

IMG_0101

St. Nikolaus in Wendelstein, Postkarte A6, gezeichnet am frühen Morgen.

Gezeichnet habe ich dann woanders. Das erste Bild zeigt St.Nikolaus, einen modernen Kirchenbau in Wendelstein, im zersiedelten Nürnberger Speckgürtel. Früh vor sieben, als ich dort entlangkam, war natürlich noch alles geschlossen, so dass ich mich mit dem äußeren Eindruck einer, nun ja, Fabrikarchitektur mit einigen farbigen Akzenten zufriedengeben musste. 70er? 80er? Auf der Website der Kirchgemeinde war nichts zur Baugeschichte zu finden.

fullsizeoutput_52f

Glaswand der Werktagskirche der katholischen Kirche von Nürnberg-Reichelsdorf. Postkarte.

Die „Heilige Familie“ in Nürnberg-Reichelsdorf hingegen war eine fast atemberaubende Überraschung, wenn ich mich beim Zeichnen auch auf einen Ausschnitt aus der Glaswand der Werktagskirche beschränkt habe. Diese Kirche – gegründet irgendwann in den 20ern und erweitert in den 6oern – ist ein Beispiel für gelungene Architektur der Moderne, ein verborgenes Kleinod in der Provinz. Klare Formen, warme Holztöne und milchigweiches, grauhelles Licht, das durch eine ganze Wand aus Glas hineinkam, die sowohl öffnete als auch abschirmte.


Weggefährten

Um Mittsommer zu gehen heißt auch, immer blühende Pflanzen zu Weggefährten zu haben. Sie vor Ort zu zeichnen, tue ich mich meist schwer. Oft genug braucht es eine sehr tiefe Verbeugung, um einer Wiesenpflanze auf Augenhöhe zu begegnen; und selbst dann hält sie nicht so still, wie man es von einer Pflanze erwarten würde – ein Windhauch, und alles ist anders. (Ich bewundere Zeichner wie Guido Hättenschwiler, die in ihre Reiseskizzen öfter mal botanische Studien einfließen lassen.)

Kurz vor Rothenburg, die Stadt schon von einem Hang aus im Blick, habe ich den freundlichen stillen Begleitern dann doch noch ein Blatt gewidmet. An dem karstigen Westhang war eine besonders illustre Gesellschaft versammelt. Gezeichnet habe ich sie vor Ort nur ziemlich locker und am Abend im Hotel nach Foto ergänzt; später dann zu Hause die Farben noch vertieft.

Von links nach rechts: Flockenblume, gelbes Labkraut, Schafgarbe; dann untereinander Kartäusernelke, Johanniskraut und Ackerwinde, schließlich die wilde Karde und der Mauerpfeffer.

Wiesensalbei (dem ich vor drei Jahren, bei der ersten Etappe, schon einmal eine Wegrandskizze gewidmet hatte) und Mohn passten nicht mehr drauf, und die Rosengewächse Odermennig und Walderdbeere fehlten an dieser Stelle.

IMG_0075

Wegrandpflanzen: Flockenblume, gelbes Labkraut, Schafgarbe, Kartäusernelke, Johanniskraut, Ackerwinde, Wilde Karde, Mauerpfeffer.


Häslabronn

Für Häslabronn macht der Mittelfränkische Pilgerweg einen Umweg, der sich lohnt. (Und auf dem mich passenderweise gleich ein hoppelnder Hase begrüßte.) Das Dorf hat 26 Einwohner in einer Handvoll vorbildlich renovierter Fachwerkhäuser, eine Schulbushaltestelle und – daher der Knick im Pilgerweg – eine Jakobskirche, die im Mittelalter einmal eine Wallfahrtskirche war. Das Kirchlein – und mit ihm das Dorf – wird von den Pilgern belebt und hat sich darauf eingestellt: eine freundliche Anwohnerin war, als ich ankam, gerade dabei, einen Kasten Mineralwasser hinzustellen, und ein paar hübsch kitschige Postkarten mit Pilgermotiven gibt es auch.

Gezeichnet habe ich am Ende, wie man sehen kann, die Bushaltestelle, nicht zuletzt, weil in passender Entfernung eine bequeme Bank stand. (Und es sich soweit abgekühlt hatte, dass ich nicht durch die Morgenkühle rasen musste.) Und, ach ja, als ich zu Hause nachlas, fand ich heraus, dass der Name Häslabronn von „Haselnuss“ kommt – wie gut, dass Hasen nicht lesen können.

fullsizeoutput_529

Der Schulbus ist vermutlich er einzige Bus, der das 26-Seelen-Dorf Häslabronn anfährt. Auf der linken Seite ein Ausschnitt aus einer Postkarte, die im Kirchlein auslag.


Fuchsgarten

Für zwei Tage bin ich vom Pilgerweg abgewichen, um mir Ansbach anzusehen. Ich hatte bei der Rückreise von der letzten Etappe die Stadt liegen sehen im Tal, mit ihren pittoresken gotischen Türmen wie aus einem Disneyfilm. Der Eindruck, aus der Nähe, täuscht: Ansbach ist eine Residenz gewesen (erinnert mich, von Größe und Anmutung, an Coburg, das ich zwei Jahre zuvor durchwandert hatte), eine von den vielen, die es in Deutschland gab, mit viel Barock und Park, mit geraden Straßen und viel zu großen Plätzen. Auch die von außen so spitzgotisch aussehenden Kirchen sind innerlich ganz und gar barockisiert.

In den Park, der hier Hofgarten heißt, ging ich am Abend, als die allgegenwärtige Hitze endlich etwas nachließ, und fand dort ein unerwartetes Kleinod: den „Fuchsgarten“, einen erst vor einigen Jahren sehr sorgfältig angelegten Kräutergarten zu Ehren des großen Botanikers Leonhart Fuchs.

Fuchs war, was man einen Renaissancemenschen nennt, ein Wissenschaftler, ein Forscher, ein streitbarer Verfechter von Reformation und hippokratischer Medizin; als Hochschullehrer ging er mit seinen Studenten auf botanische Exkursionen, und die Botanik war es auch, die ihn berühmt gemacht hat. In seinem „New Kreütterbůch“ beschrieb er an die 400 einheimische und zahlreiche importierte Pflanzen, manche, wie Paprika und Mais, zum ersten Mal in Deutschland. Das Buch ist nicht das Einzige seiner Art, doch mit seinen opulenten und ausgesprochen modern anmutenden Illustrationen vermutlich das Schönste. Dank eines (fast sittenwidrig preiswerten) Reprints aus dem Taschen-Verlag kann heute jeder diese Zeichnungen bewundern.

Dieses Buch zu betrachten, hilft auch gegen das verbreitete Narrativ von den in einem finsteren Mittelalter quacksalbernden Ärzten, in dem einzig ein paar von der Kirche verfolgte Kräuterfrauen den Menschen helfen konnten: Das hier gesammelte Wissen ist immens, und sind auch die Angaben zu „krafft und würckung“ der Pflanzen meist sehr breit gefasst, so können wir doch davon ausgehen, dass kundige und gebildete Ärzte sehr wohl für und gegen vieles ein Kraut kannten. Erst die Finsternis des Dreißigjährigen Krieges löschte große Teile dieses Wissens aus.

Fuchs’ Nachruhm überdauerte Jahrhunderte, Kirchen wurden nach dem Vorbild der Abbildungen seines Buches ausgemalt; und um 1700 benannte man die damals neu entdeckte Fuchsie nach ihm.

IMG_0065

Am Abend eines heißen Tages: das Gärtnerhaus im Leonhart-Fuchs-Garten in Ansbach


Ring ums Herz

Das Märchen vom Froschkönig ist eines der bekanntesten der Brüder Grimm. Doch wer erinnert sich an den Schluss? Der (im Übrigen durch Wandwurf und nicht durch Kuss) erlöste Prinz fährt mit seiner Prinzessin in der Kutsche heim, als es hinter ihnen kracht:

 „Heinrich, der Wagen bricht!“/ „Nein, Herr, der Wagen nicht,/ es ist ein Band von meinem Herzen,/ das da lag in großen Schmerzen,/ als Ihr in dem Brunnen saßt,/ als Ihr noch ein Fretsche wast.(Frosch wart)“

An diesen eisernen Reif ums Herz dachte ich, als ich den alten Taufstein in Großhaslach mit seinem Stahlring sah. Die Großhaslacher Kirche ist pilgerfreundlich hergerichtet mit einem Rastplatz, ein angenehmer Ort auf einem Hügel, luftig und freundlich, und neben der Kirche in der Bruchsteinkapelle steht der Taufstein. Wie alt er wirklich ist, weiß niemand – schon die Angaben in den ausliegenden Broschüren schwanken zwischen 800 und 1000 Jahren.

 Der Stein war auf dem Pfarrgrundstück vergraben und wurde, wiedergefunden, erst einmal viele Jahre als Blumenkübel „genutzt“, bis er in der Kapelle einen würdigen Platz fand. Die Granitschale hat einen Riss und ein Stück ist herausgebrochen. Vor einiger Zeit las ich ein Buch über alte Granittaufen in Mecklenburg, und der Autor kam zu dem erstaunlichen (und gut begründeten) Ergebnis, das diese Steine wohl schon lange vor der offiziellen „Christianisierung“ des Landes von christlichen germanischen Völkern mit von Rom unabhängigen sogenannten „Eigenkirchen“ geschaffen wurden. Mit der Unterwerfung durch Heinrich den Löwen wurden sie zu „Heiden“ erklärt und ihre Taufsteine zerstört, zumindest unbrauchbar gemacht.

Vielleicht hat der Großhaslacher Taufstein ein ähnliches Schicksal erlitten. Jetzt dient er wieder seinem ursprünglichen Zweck, in den Granit ist eine Messingschale für das Taufwasser eingelassen.

Ich habe in der angenehm kühlen Kapelle eine schöne, ruhige Stunde zugebracht, bevor es wieder in die fast absurde Hitze hinausging. Mutig habe ich auf stützende Tintenstriche verzichtet und den Stein nur mit Aquarellfarben abgebildet, die ich zu Hause noch ein wenig vertieft habe.

fullsizeoutput_51a

Taufstein in der Großhaslacher Taufkapelle, Aquarell in S&B Beta


Heilsbronn

Zwanzig Kilometer südwestlich des Nürnberger Stadtrandes, wo der Speckgürtel schon in landwirtschaftlich geprägtes Irgendwo übergegangen ist, liegt das Städtchen Heilsbronn. (Nicht zu verwechseln mit Käthchens Heilbronn 100 km weiter westlich  und an die zwanzig Mal größer.)

Heilsbronn, das kleine, ist dennoch durch feine Fäden mit der Weltgeschichte verbunden. Im Mittelalter stand hier ein bedeutendes Zisterzienser-Kloster, ein regionales politisches Zentrum, dessen Mönche für das Seelenheil der ansässigen Adligen beteten, die dann auch in der Klosterkirche bestattet wurden – und wo so eine Grablege der Hohenzollern entstand, jenes Fürstengeschlechts, das später die preußischen Könige und die drei letzten Deutschen Kaiser hervorbringen würde.

Als ich an einem heißen Juninachmittag die Kirche betrete, verschlägt es mir den Atem, kurz schießen mir die Tränen in die Augen. Nach all den barockisierten gotischen Dorfkirchen, nach den modernen Gemeindezentren der Nürnberger Vorstädte ist der Raumeindruck überwältigend: reine Romanik, Hirsauer Reform, ein paar gotische Anbauten, alles Barocke und Spätere entfernt. (Von den Hohenzollerngräbern abgesehen, die, eingezäunt, ein Areal für sich bilden.) Und, womit ich nicht gerechnet habe, diverse hoch- und spätgotische Plastiken und Altäre, alle klug präsentiert in dem minimalistischen Raum.

Alles anzusehen, zu würdigen, womöglich zu zeichnen, bräuchte ich einen ganzen Tag. So bleibt es beim zeichnerischen Versuch, den Raum zu erfassen, und, am nächsten Morgen schon, einer fragmentarischen Skizze des Portals. Den Grundriss füge ich dann zu Hause an.

IMG_0061

Blick in das Mittelschiff der Heilbronner Klosterkirche. Perspektive und erste Schraffuren vor Ort, weiter ausgeführt und koloriert zu Hause. Die Schrift ist ein Versuch, im Stil einer karolingischen Minuskel zu schreiben.

IMG_0062

Am nächsten Morgen zeichne ich noch, fragmentarisch, das Hauptportal der Kirche.

 


Roßtal

Nachdem ich den Nürnberger Südraum Richtung Westen verlassen hatte, änderte sich die Landschaft: die Mischung aus weitläufigen Kiefernwäldern und Reihenhaussiedlungen wich einer leicht hügligen, landwirtschaftlich geprägten Gegend; mal großfeldrige Agrarsteppe, mal kleinteilige Kulturlandschaft mit Hecken und Bachläufen.

Der Marktflecken Roßtal war mein erstes Ziel auf diesem Wegabschnitt. Anders als der Name vermuten lässt, liegt der alte Ortskern auf einem steilen Hügel; ein uralter Siedlungsplatz und heute noch in seiner Struktur als Wehrkirchenanlage mit Mauer und Toren gut erkennbar. Innerhalb der Mauer befindet sich neben dem Pfarrhaus und einigen anderen Gebäuden der örtliche Friedhof, der somit in einer für uns heutige überraschenden Weise das Zentrum des Ortes bildet.

Auf diesem Friedhof pflegten – es war Sonntag Nachmittag – einige Anwohner die Gräber, eine Gruppe Radurlauber kehrte im Gasthof ein; ansonsten war es im sinkenden Nachmittagslicht vor allem eins: still. Nachdem ich mich ein bisschen umgesehen hatte, setzte ich mich auf eine Bank vor dem Rathaus, einem der Tore gegenüber, und begann zu zeichnen. Hier war, so schien es mir, die Zeit auf eine doppelte Weise stehen geblieben: Im dem 19.Jahrhundert zugehörig scheinenden Ambiente dieses Platzes und in einer Stunde (oder zweien oder dreien?) ununterbrochener Gegenwart.

IMG_0042

Blick auf die Roßtaler Kirche.

Bevor ich mit der Zeichnung begonnen hatte, machte ich im Kircheninnern noch eine Skizze der Emporen. Diese tribünenartigen Einbauten finden sich praktisch in allen Ortskirchen dieser evangelischen Region Frankens. Sie sind ein programmatisches Merkmal des protestantischen Kirchenbaus, kann doch die Gemeinde von dort aus das von der Kanzel verkündete Wort deutlich vernehmen: sola scriptura, „allein die Schrift“, hatte Luther gefordert – nur noch das Wort der Bibel sollte für den Glauben zählen.

IMG_0045

Zweistöckige Empore in der Laurentius-Kirche Roßtal.


Südraum Nürnberg

In Altdorf erst war ich auf den eigentlichen Pilgerweg getroffen, dem ich von nun an Richtung Westen folgte. Schon an diesem Tag wandelte sich die Landschaft: von nun an sollten Kiefernwälder, zum Teil sehr ausgedehnte, meinen Weg begleiten. Eingebettet in diesen Kiefernwald liegt die Rummelsberger Diakonie, meine nächste Station. Gezeichnet habe ich dort am Morgen die Kirche, einen Bau aus den 20er Jahren mit Anleihen romanische Formen.

IMG_1338

Turmseite der Philippus-Kirche in Rummelsberg.

Bei der Planung der Tour hatte ich meine Zweifel gehabt, ob es überhaupt möglich sein würde, den zersiedelten Nürnberger Südraum vergnüglich zu durchwandern: ja, es war. Einen besonderen Anteil daran hat der Ludwig-Donau-Main-Kanal, kurz Ludwigskanal. Der nicht mehr schiffbare alte Kanal zieht sich oft über Kilometer schnurgerade durch morastige Kiefern-Eichen-Wälder, unterbrochen nur von gelegentlichen Schleusen, und es ist ein ganz besonderes Erlebnis, daran entlang zu wandern.

IMG_1337

Am Ludwigskanal.

Das sandig-sumpfige Gelände dürfte in früheren Jahrhunderten vermutlich nur an wenigen Stellen besiedelt gewesen sein (auch wenn der Ortsname Feucht von Fichte kommt und nicht von Feuchtigkeit) und bot so in der Neuzeit reichlich Platz für endlose Eigenheimsiedlungen. Die zu überwinden war manchmal etwas mühsam, um so schöner, wenn dann doch einmal ein älteres Gebäude am Weg lag.

IMG_1344

Altes Gutsgebäude irgendwo zwischen Autobahn, Eigenheimsiedlung und Sumpf.