Im Zoo

Letztes Wochenende waren die Schweriner Urban Sketchers im Zoo. Oder sagen wir mal: die, die nicht mit Fieber im Bett lagen. Ich war gerade wieder auferstanden, ein bisschen wacklig noch fragte ich mich, wie das wohl bei dem Wetter werden würde. Es wurde. Schön.

Zuerst einmal: es war still. Außer uns waren kaum mehr als fünf Familien auf dem Gelände. (Wir waren auch nur zu viert.) Und es gab Löwen. Vor einigen Jahren ist in Schwerin eine neue, hochmoderne Löwenanlage gebaut worden, in der ein kleines Rudel Asiatischer Löwen lebt. In freier Wildbahn gibt es nur noch 350 von dieser Unterart; sie leben in einem indischen Nationalpark. Um so größer ist die Freude über den Löwennachwuchs; die zwei älteren, jetzt fünf Monate alten Löwenjungen konnten wir durch die großen Panoramascheiben ausgiebig beobachten. (Die jüngeren sind gerade erst geboren und von der Öffentlichkeit noch abgeschirmt.)

Die Löwenjungen wuselten durch das Gehege, sprangen auch mal durch die extragroße Katzenklappe nach draußen in den Schnee – da habe ich mich zum Zeichnen an den Löwenkater Shapur gehalten, der seinen Nachwuchs mit königlicher Gelassenheit im Auge behielt.

Auf dem Heimweg machte ich noch eine kleine Bleistiftskizze am Warmhaus der Flamingos. Zu Hause kam noch ein bisschen Farbe dazu, eher atmosphärisch als genau.


Straßburg

Zum Abschluss meiner Reise habe ich mir noch einen lange gehegten Traum erfüllt und bin für drei Tage nach Straßburg im Elsass gefahren. Als ich ankam, musste ich mich erst einmal orientieren – nach elf Wandertagen, die ich weitgehend fern von Menschenansammlungen verbracht hatte, fand ich die Stadt bei aller Schönheit voll und anstrengend. Im Münster wurde ein großer Gottesdienst zelebriert – später erfuhr ich, eine Priesterweihe – die Menschen drängelten sich um den Eingang und alles war laut und viel … (Dem Münster mit dem Herzen nahe zu kommen sollte sich auch an den kommenden Tagen als nicht ganz einfach erweisen.)

Ich zog mich in das angrenzende Musée de l’Œuvre Notre-Dame zurück, in dem neben vielen anderen mittelalterlichen Stücken Teile des originalen Figurenschmucks der Münsterfassade zu betrachten sind. Nach einigem Abwägen entschloss ich mich, einige der Löwen zu zeichnen, die sich über dem Hauptportal auf einer Treppe befinden. Diese Treppe führt symbolisch zu den Thronen des König Salomon und der Gottesmutter Maria. Das wusste ich allerdings noch nicht, als ich den geradezu putzigen Löwen im Museum im wahrsten Sinne auf Augenhöhe begegnete. (Eine Treppenstufe ist ca. 50 cm hoch.) Wie spielende Kätzchen oder junge Hunde tollen sie auf ihrer Treppe herum, und je länger ich sie zeichnete, um so mehr wärmten sie mir das Herz. (Natürlich sieht man auch hier, wie bei vielen anderen mittelalterlichen Löwenskulpturen, dass der Bildhauer nie einen wirklichen Löwen gesehen hat.)

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Skulpturen junger Löwen vom Portal des Straßburger Münsters.

 

Danach lief ich recht ziellos durch die Stadt und es war mir eigentlich immer noch viel zu voll. Auf dem Platz an der Thomaskirche kam ich dann zur Ruhe und ließ mich von ihrer romanischen Wuchtigkeit beeindrucken. Diesen Eindruck habe ich dann auch versucht zu Papier zu bringen – und es ganz bewusst etwas ruppig angehen lassen.

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St.Thomas in Straßburg.

 


Schloss Greifenstein

Am dritten Tag meiner Wanderung bin ich von Königsfeld ziemlich gerade Richtung Süden gegangen, über den Fränkischen Jura, diese karge und trockene, daher dünn besiedelte Hochfläche. Waldstücke wechseln mit Wiesen und kleinen, steinigen Äckern, erst nach etlichen Kilometern wieder ein Dorf. Dann ist schon der Albrand nicht weit, und bevor es hinunter geht ins Tal, steht ein prächtiges, von unten weithin sichtbares Schloss. Oder doch eher eine Burg? Wenn man sich von oben nähert, kann man das vermuten, man sieht eine Zugbrücke, bewacht von zwei steinernen wappentragenden Löwen und dahinter ein abweisend verschlossenes Tor.

Weit und breit kein Mensch. Da ich schon recht müde war, als ich dort ankam, beschloss ich das Schild „Führung Samstag 15:00“ zu ignorieren und nur einen der beiden Wappenlöwen zu zeichnen. Kaum hatte ich mich mit meinem Zeichenbuch an den Rand der Zugbrücke gestellt, kamen die ersten Besucher, schauten mich scheu an, ob sie wohl meinen Zeichenweg kreuzen dürften und huschten über die Brücke zum Tor. So ging es weiter und weiter, alle mussten an mir vorbei, bis schließlich eine große Menschentraube vor dem Tor stand und ich mir mittlerweile vorkam wie die dritte Torlöwin.

Vermutlich bot das wackere fränkische Netz mal wieder eins von seinen zahlreichen Funklöchern, sonst hätte ich vielleicht mal nachgeschaut und wäre doch zur Führung mitgegangen. Schloss Greifenstein hat nämlich eine interessante Geschichte, wurde in Renaissance und Barock von einer Ritterburg zu einem imposanten Schloss umgebaut und wo jetzt verwilderter Mischwald die Hügelkuppe bedeckt, lag einst ein akribisch gepflegter Landschaftspark. Das Schloss ist seit Jahrhunderten und bis heute im Besitz einer Familie des Fränkischen Uradels, der Schenks von Stauffenberg, eben jener Stauffenbergs, die beim Attentat auf Hitler so eine große Rolle gespielt hatten.

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Torlöwe mit Wappenschild am Schloss Greifenstein oberhalb von Heiligenstadt/Oberfranken.