Im Zauberberg

In „ausdehnungsloser Gegenwart“ findet Hans Castorp sich wieder, der Protagonist von Thomas Manns „Zauberberg“: Für drei Wochen wollte er ein Sanatorium in den Bergen besuchen, am Ende werden sieben Jahre daraus.

Ich konnte ahnen, wie es Hans Castrop ergangen war: schon nach drei Tagen begann die Zeit zu verschwimmen im immer gleichen Ablauf der Anstalt. Die Zeit, die draußen immer knapp zu sein scheint, ist mit eins reichlich vorhanden; rückblickend scheint sie wie nicht gewesen. Doch konnte ich sie auch nutzen für die eine oder andere Zeichnung, aufwendiger ausgearbeitet als sonst.

Besonders angetan hatten es mir die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Anlage, schön gestaltet in einem dänischen oder niederländischen Stil wie alles hier.

Das im Hintergrund sichtbare Gebäude war das Badehaus. Der Gebäudekomplex – zumindest äußerlich hervorragend erhalten – wird von einem großen Bildungsträger im Gesundheitswesen genutzt und derzeit saniert.

Vor einigen Tagen schon hatte ich eine der Giebelfronten dieses Badehauses im 12×12 cm kleinen Skizzenbuch gezeichnet.


Berlin Buch

Die Klinikanlagen in Berlin Buch breiten sich über ein riesiges Gelände aus; erbaut wurden sie zwischen 1900 und 1930 vorwiegend als Tuberkulose-Heilstätte und Psychiatrische Klinik. Der älteste Teil der Anlage ist in einem Backstein-Stil erbaut, der an dänische Renaissance-Schlösser erinnern soll. Der Bau verlief auch damals nicht ohne Kostendiskussion, im Protokoll der Berliner Stadtverordnetenversammlung von 1902 ist folgendes zu lesen:

„Die Irrenärzte legen den größten Wert darauf, daß bei diesen Riesenbauten die Fassaden etwas gegliedert und belebt werden. Das ist hier in der allerbescheidensten Weise getan und zwar soweit, als es von den Irrenärzten gewünscht wird.“

Bescheiden ist auch der Ausschnitt, den ich gewählt habe, der Querflügel von Haus 203.

Und was tut man in einer Klinik, wenn man sich nicht krank fühlt und es draußen regnet? Man zeichnet das reichlich vorhandene Frühstücksobst. Dabei kann man sich ganz nebenbei am Vergleich von Äpfeln und Birnen üben.


Dezemberbilder

Manchmal gelingt es mir trotz aller guten Vorsätze nicht, mich zum Zeichnen aufzuraffen, und – wer kennt das nicht! – das aufkommende schlechte Gewissen macht den Neuanfang von Tag zu Tag schwerer. Für solche Zeiten habe ich ein Skizzenbuch, aus dem nichts veröffentlicht wird. Es liegt auf dem Esstisch, Stifte und Pinsel daneben. Meistens klappt es, und nach ein paar Tagen ist die Blockade überwunden.

So auch dieses Mal. Und, nein, ich zeige jetzt auch nichts aus diesem Buch, sondern das, wozu es mich angeregt hat. Bei meinem Gerstäcker-Besuch in Dresden hatte ich mir ein kleines Hahnemühle-Aquarellbuch mitgebracht, 30 Seiten, gerade passend für einen Monat. Hier ein paar Seiten daraus.