Süßigkeiten

Gestern war mal wieder Gelegenheit, über den Freitagsmarkt zu schlendern und in die angrenzenden Geschäfte zu schauen. Lange war ich nicht mehr in der Rösterei Fuchs gewesen; natürlich nahm ich neben dem Kaffee noch die eine oder andere Kleinigkeit mit. Und dann der neue Asia-Laden! Da heißt es, sich mit Augenmaß durchzuknuspern. Mochi zum Grüntee, die gab es schone ein ganze Zeit nicht mehr. Und da es draußen zwar sonnig, aber eisig kalt war, zeichnete ich mit gutem Gewissen eine Auswahl der netten Kleinigkeiten.

Eine kleine Auswahl origineller Süßigkeiten zum Tee.

Nach meinen Ausflügen ins Gouache-Land bin ich wieder zum gewohnten „Ink&Wash“ zurückgekehrt. Die Tinte ist neu, Platinum Carbon Ink. Ich sah sie in einem Versand als Patronen; für unterwegs natürlich ideal. Sie scheint mir nicht so dunkelschwarz wie die von deAtramentis, mal sehn, wie der Füller auf die Dauer mit ihr klarkommt.


Tee in der Komfortzone

Heute bin ich gar nicht gewachsen. Jedenfalls nicht, wenn es nach dauergutgelaunten Lebenshilferatgebern geht, die all denen, die es sich in ihrer Komfortzone gemütlich machen, mit Konsequenzen drohen. „Kein persönliches Wachstum“, das liest sich ein bisschen wie „ohne Abendbrot ins Bett“ – Strafe muss sein.

Nein, kein Challenge, kein Projekt, kein persönlicher Entwicklungsplan: mein guter Vorsatz für heute war die altbekannte Teetasse; ein Stillleben, das schön still hält, aus dem ich mich während des Zeichnens mit schwarzem Tee bedienen kann, während ich nebenbei dem Ofen beim Zimmerwärmen zusehe.

Naja, zugegeben – ein klitzekleines bisschen Projekt ist doch dabei. Im Gegensatz zu der Weihnachtspyramide in Gouache ist die Tasse nämlich mit Aquarellfarben gemalt. Abgeguckt habe ich mir die Technik bei Marie Silver, die in dieser Weise auf dem beigen Stillman&Birn-Papier arbeitet. Das Weiß wird ebenso wie die anderen Farben in Aquarellmanier lasierend eingesetzt und der – in meinem Fall graue – Untergrund darf durchscheinen. Zum Schluss gibts noch ein paar Higlights mit einem weißen Marker obendrauf.


Dreimal schwarze Kanne

Die kleine schwarze Kanne fasst knapp vier Tassen Tee; sie hat als Alltagskanne schon meine Kindheit begleitet und ist, fast ein Wunder in über fünfzig Jahren, unbeschädigt geblieben. Heute benutze ich sie nur noch selten, doch wenn, hole ich dazu noch das andere, eben so vorsichtig verwendete schwarz-grüne oder dunkelrote Bollhagen-Geschirr raus. Dabei ist die Kanne selbst gar nicht von Bollhagen, jedenfalls trägt sie keine Marke, auch wenn sie perfekt den Geist – man kann es auch einfach die Mode nennen – der 50er, 60er Jahre verkörpert.

Zeichnen wollte ich sie schon lange mal; jetzt ist eine kleine Serie daraus geworden, mit unterschiedlichen Zeichenmaterialien.


Die Versionen 2 und 3 sind beide heute entstanden, und zwar auf mit etwas Wasserfarbe vorgrundiertem Papier.


Winterliches

Statt Plätzchen zu backen, haben meine Tochter und ich dieses Jahr Quittenbrot fabriziert – war auch ordentlich aufwändig und hat mindestens so aromatisch geduftet. Nun liegt die klebrige Masse, mit Zucker bestreut und mit Tüchern abgedeckt, im Küchenregal und trocknet noch ein bisschen nach – einiges verschwindet auch auf nicht ganz so luftige Weise …


Auch Kräutertee am Abend ist bei mir eine ziemlich saisonale Angelegenheit.

Teetassen kann man nie genug zeichnen. Hier mal wieder ein richtiges (kleines) Aquarell. 

Weihnachtsmärkte sind eher nicht mein Ding, doch nach dessen Durchquerung freute ich mich heute Nachmittag besonders auf das Schaufenster von „Formost“ in der Schweriner Puschkinstraße, einem wunderbaren Geschäft mit dem Schwerpunkt „Designklassiker mit ostdeutschen Wurzeln“. Diese Engel sind Unikate oder Kleinstserien aus dem Erzgebirge; jedes Jahr stehe ich mit großen Kinderaugen davor und heute habe ich es endlich geschafft, einen zu zeichnen.


Ein erzgebirgischer Kranzengel im Schaufenster von „Formost“. 

Vorher, nachher

Vor dem Besuch im Albertinum hatte ich noch etwas Zeit, und in dem kleinen Museum im Untergeschoss der Frauenkirche sprach mich dieser hözerne Engel an. (Ehrlich gesagt: mehr als der Puderpastellbarock oben.) Der Engel wurde von dem britischen Künstler Robert H. Lee geschaffen, der als englischer Kriegsgefangener die Zerstörung der Stadt erlebt hatte.

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„Der weinende Engel“, eine Holzplastik des britischen Künstlers Robert H. Lee in der Dresdener Frauenkirche.

Danach, zum Gespräch über die vielen Eindrücke, zum Ausruhen, Lesen, noch-mehr-Zeichnen, fand sich ein guter Platz bei „v-cake“, einem veganen Café in der Neustadt. Es war still dort, entspannt, entschleunigt … und neben dem wirklich schmackhaften Kuchen gab es reichlich Flohmarktgeschirr zu zeichnen.

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Im Café „v-cake“, trotz Leuchtturm nicht an der Küste, sondern in der Dresdener Neustadt.

 

 


Sommerbilder II

Täglich zeichnen – was im Urlaub zu den Grundbedürfnissen gehört, will mit dem Alltag immer wieder neu ausdiskutiert werden, streitet sich mit Meditations- , Bewegungs- und Lesezeit um freie Plätze und Prioritäten ……..

Im Restaurant, im kleinen Freitagsnachmittagsurlaub, geht es leicht von der Hand und muss sich nur mit dem Hunger unterhalten. Und dann sind die Sushi – oh Schreck! –  doch schon fast aufgegessen, als mir einfällt, dass ich kein Foto gemacht habe. Weshalb der Tee die Hauptrolle bekommt.

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Endlich ein gutes Sushi-Restaurant in Schwerin. 

Abends bei Freunden, während die Kinder ins Bett gebracht werden, ist auch eine gute Zeit.

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Auch der Sonntag bietet eine Gelegenheit, zu der das Zeichnen dazugehört: einen Museumsbesuch. „Hinter dem Horizont“ ist eine kleine und feine Schau von DDR-Kunst aus der Sammlung des Schweriner Museums, klug präsentiert und kommentiert. Zum Skizzieren entscheide ich mich für ein Bild von Clemens Gröszer, „Bildnis Andrea P. II“. Wie immer, wenn ich ein Bild abzeichne, bin ich mit jedem Blick, mit jedem Strich faszinierter davon. Hier kommt zur Kunstfertigkeit des Malers (allein der raffinierte Ausschnitt mit den ganz leicht angeschnittenen Füßen!) noch ein Wiederkennen dazu: die Abgebildete muss Ende der Achtziger etwa so alt gewesen sein wie ich damals, und sie trug die gleiche Kleidung (von den weißen Lederhandschuhen abgesehen), den gleichen graugrünen Pullover mit überschnittenen Schultern und sich beulenden Nähten, die gleichen Till-Eulenspiegel-Schuhe; der Frisur jener Jahre bin ich bis heute treu geblieben.

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Museumsbesuch in Schwerin

Das Montagsbild lasse ich aus, und das von gestern – habe ich heute morgen gemalt. (Was nur funktioniert hat, weil ich den Vorsatz schon gestern Abend gefasst hatte.) Obst aus dem Garten, vom frisch geschüttelten Baum aufgelesen und auf den Frühstückstisch gelegt. Die dekorativen blauen Schatten verdankt es dem Lampenlicht, was um diese Morgenstunde zum Frühstück schon wieder nötig ist.

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Morgenobst. Dieses Mal bin ich konzentriert genug, die Lichter freizulassen und muss sie nicht nachträglich mit Marker einfügen. 

 


Sehen, angeblickt, habe ich wieder erlernt.

Ich hatte mir vorgenommen, früh am Morgen zeichnen zu gehen, endlich mal in Ruhe zum Schloss. Was ich nicht bedacht hatte: im Gegensatz zu den vergangenen Morgen war es eisig kalt und und vor allem windig; ich verkroch mich in eine von Hecken geschützte Ecke im Burggarten und bekam wirklich eine Zeichnung fertig, sogar mit einem bisschen Farbe (ich zeige sie später). Dann war ich allerdings so durchgefroren, dass ich schnell wieder nach Hause gelaufen bin und mir erst einmal eine Kanne Tee gekocht habe.

Noch etwas steifgefroren und nicht ganz fertig mit dem Frühstück machte ich mich darüber her, die Teetasse zu zeichnen, und natürlich ging das schief: an Stelle von eleganten Ellipsen nur schräge Eier, von gelungener Perspektive ganz zu schweigen. Mit der Farbe kam, wie neulich schon mal im Domhof, die Rettung, das leuchtende Orangerot zog die Aufmerksamkeit weg vom Ungelungenen, tiefes Indigo definierte die Form neu, und die Schrift im Hintergrund verlieh dem Ganzen eine zweite grafische Ebene.

Warum ich das hier so genau beschreibe? Weil die halbe Stunde, die ich mit der Abbildung dieser Tasse zugebracht habe, viel darüber erzählt, was Tagebuchzeichnen für mich ausmacht. Einen Gegenstand genau anzusehen, genau hinzusehen und das Bild, was ich von ihm im Kopf habe, ein Stück weit loszulassen, bringt mich mit ihm in Verbindung; und während ich mich beim Zeichnen eines so banalen Gegenstandes wie einer Tasse selbst vergesse, erschaffe ich etwas von Tiefe und Dauer. (Und weil es ein schönes Beispiel für die „Rettung“ einer scheinbar missglückten Zeichnung ist.)

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Tee an einem kalten Morgen.

Vom 3.-5.August werde ich zusammen mit dem Pfarrer Christian Höser aus Güstrow einen Wochenendkurs zum Thema „Gezeichnetes Tagebuch“ anbieten. Der Kurs findet im Haus der Stille in Bellin bei Güstrow statt. Ich habe hier schon des öfteren Bilder aus Bellin gezeigt, der Ort hat eine eigene Magie mit seiner archaischen Kirche und der Lage im stillen Herzen Mecklenburgs. Anmeldung bitte über den Verein „Haus der Stille Bellin“, im Programm des Hauses ist er unter K21 „Tagebuch-Bilder“ zu finden. Es gibt nur sieben Plätze! Die Kursgebühr umfasst Unterkunft, Verpflegung und ein Skizzenbuch, ich selbst bringe mich dort ehrenamtlich ein – was für mich das reine Vergnügen ist, da ich einfach gern an diesem Ort bin. Fragen an mich gern unter meiner Email annette_hofmann@t-online.de .

Die Titelzeile entstammt dem Gedicht „Prag Jänner 64“ von Ingeborg Bachmann.


Stilbruch

Die Idee hatte ich schon eine ganze Weile: mal ganz anders zu zeichnen. Und zwar nicht irgendwie anders, sondern im Stil von Künstlern, die ich schätze. Eine Zeichnung als Hommage an jemanden, von dem oder der ich viel gelernt habe (oder noch lernen will) und dessen oder deren Bilder ich mag. Keine Kopie, sondern eine eigene Zeichnung, nur eben in Ausführung, Ausdruck und Sujet angelehnt an das Werk von jemand anderem.

Letzte Woche habe ich, fast ein bisschen aufgeregt, angefangen. Ich hatte mir vorgenommen, eine Teetasse à la Liz Steel zu zeichnen. Ich weiß noch, wie beeindruckt ich von Liz‘ Teetassen war, als ich mit dem regelmäßigen Zeichnen begann, und ihr Blog war einer der ersten, den ich abonniert hatte. Außerdem versprach dieser Anfang gute Bedingungen: Tee wird bei mir immer getrunken (und es gibt auch schon ein paar Tassen und Kannen in meinen älteren Büchern) und Liz hat hunderte Tassen gezeichnet und mehrere Tutorials dazu veröffentlicht.

Nun, diese Tasse ging erst einmal daneben. Sie war schon gelungen, doch kein bisschen Liz, obwohl ich exakt nach ihrer Anleitung gezeichnet hatte. Allerdings nicht während des Teetrinkens, sondern über anderthalb Zugfahrten verteilt – die Woche hatte es in sich und nur die allererste Vorzeichnung war am heimischen Frühstückstisch entstanden. „Exakt“ war hier jedoch das, was hier exakt nicht gefragt war: Liz‘ Bilder leben vom Tempo, von der Frische. Und da ich keine Lust auf die gleiche Tasse noch mal hatte, war beim nächsten Mal meine neue kleine Teekanne dran. Flott, mit einer bisschen unrunden Ellipse: bloß nicht zu perfekt. Das erstaunliche war: es fiel mir gar nicht schwer. (Ich kann beim Zeichnen von Stillleben sonst ganz schön haftend und perfektionistisch sein.) Eine Erfahrung, bei der mir, im übertragenen Sinne, fast ein bisschen schwindlig wurde – Identität ist eine „Sache“, von der wir uns anscheinend ungern trennen.

Und da war noch etwas: Jeder, der Liz‘ Blog kennt, weiß, dass sie häufig Bibeltexte neben ihre Zeichnungen schreibt. Ich hatte mich gerade mit dem 63.Psalm beschäftigt und fand es daher schön, ein paar Zeilen davon hinzuschreiben. (In der Fassung der „Bibel in gerechter Sprache“, zu der ich eine ambivalente Zuneigung hege.) Was aber, wenn mir das Biblische eher fremd gewesen wäre? Dann hätte ich wohl die Finger davon gelassen, um aus der Hommage keine Parodie zu machen. Denn auch das will bei einem solchen Unterfangen gut bedacht sein.

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Diese kleine Teekanne habe ich mir in Funchal gekauft, weil es und er Ferienwohnung keine gab. Sie ist in Hongkong hergestellt, von einem Hamburger Teegroßhandel vertrieben und nun mit mir nach Schwerin gereist. Gezeichnet habe ich sie als Hommage an die großartige Zeichnerin Liz Steel.


Madeira im Februar – Teil 2 und Schluss

Hier noch einige letzte Nachträge aus meinem Madeira-Tagebuch.

Zuerst eine Skizze von der Aussichtskanzel des Cap Girao. Einige Tage, bevor ich es aus der Ferne gezeichnet hatte, war ich entlang einer Levada hingewandert – eine schöne Tour, die allerdings leider ohne bildliche Ausbeute blieb. Erst am Ziel genoss ich das Vergnügen, menschliches Verhalten auf einer Glasplatte in 500m Höhe zu studieren. Die Selfie-KnipserInnen waren für meinen Stift allerdings zu schnell.

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Weniger spektakulär, dafür fast kontemplativ ist die Aussicht aus dem ersten Stock des Tea House „Alfazema e Cholcolate“.

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Etwas höher gelegen, schon am Rande der Altstadt, in einem Viertel von eher morbidem Charme, gibt es noch ein drittes Tea House, dessen Besuch sich lohnt. Es befindet sich im „Museum der Erinnerungen“ und hat einen schönen Garten mit einem Springbrunnen in der Mitte.

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Immer wieder beeindruckt hat mich, wie sehr eine einfache, bodenständige Glaubenspraxis im Alltag verankert ist. Auch an Wochentagen sind die Kirchen abends zum Rosenkranzgebet voller Menschen. Eher zufällig hineingeraten, bleib ich hier in der Igreja do Carmo einfach sitzen und habe diskret weiter gezeichnet – die  Farben dann allerdings zu Hause eingefügt. Die Kirche ist wirklich so bonbonbunt, was durch eine für unsere Augen unvorteilhafte Neonbeleuchtung noch verstärkt wird.

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Am letzten Tag habe ich dann natürlich noch Obst für zu Hause eingekauft. In einem kleinen, schon von Verfall geprägten Haus zwischen Stadtautobahn und Neubauten hatte ein alter Mann eine Art Laden in einem winzigen fensterlosen Raum. Hier gab es das beste Angebot auch an Obst, das man nur selten zu kaufen bekommt, weil es sich schlecht lagern lässt, wie den saftig frischen Wollmispelfrüchten.

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Und ganz zum Schluss – natürlich – habe ich mir noch ein eher seltsames Stück Cremetorte geleistet, dass zwar sehr schön aussah, aber doch recht amerikanisch-künstlich schmeckte.

Confeitaria


Madeira im Februar – Teil 1

Nun bin ich schon wieder eine Woche zu Hause. Höchste Zeit, das Reisetagebuch zu scannen und mich dem deutschen (Vor)Frühling zuzuwenden. Hier ist nun Teil 1 der Nachlese.