Bärenschwester
Veröffentlicht: 21. Dezember 2014 | Autor: annettehofmann | Abgelegt unter: Aquarell | Tags: 60er Jahre, Alltag, Bär, Daniel Miller, visuelles Tagebuch | Hinterlasse einen KommentarVor einigen Jahren schrieb der englische Anthropologe Daniel Miller ein Buch mit dem Titel „Der Trost der Dinge“. Miller hat die Bewohner einer Londoner Straße über die Dinge in ihren Wohnungen befragt – herausgekommen ist ein wahrhaft tröstliches Buch über Menschen, Gegenstände und beiderlei Seele.
Manchmal habe ich das Bedürfnis, mehr oder weniger alltägliche Dinge abzubilden – eine Teetasse, eine Espressomaschine oder meinen alten Teddy, in die Stille eines solchen Stilllebens zu lauschen und den schweigenden Begleitern mit einer Zeichnung meinen Dank auszudrücken.
Das goldene Licht der Erinnerung
Veröffentlicht: 2. November 2014 | Autor: annettehofmann | Abgelegt unter: Aquarell, Bewohntes Gelände, Bewohntes Gelände 2, Ink&Wash, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Bär, Renaissance, Thüringen, Weimar | Hinterlasse einen KommentarManche Bilder meiner Herbstwanderung habe ich unterwegs nur mit einigen Strichen angelegt, in der Hoffnung, zu Hause den Faden nicht zu verlieren und sie fertig stellen zu können.
Schloss Kromsdorf ist einer der zahlreichen Orte in der Region, die im Schatten des goethischen Weimar weniger Aufmerksamkeit erfahren, als sie verdient hätten. Das Renaissance-Schloss hat in den Jahrhunderte seines Bestehens viele Nutzungen über sich ergehen lassen müssen. Als ich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts dort ein paar Tage verbrachte, war es von Architekturstudenten bewohnt, die sich, soweit sie es vermochten, um die in den DDR-Jahren verrottete Bausubstanz kümmerten. Die Atmosphäre war voll Aufbruchsgeist, gepaart mit einer Art schwebender Vorläufigkeit – zumindest aus dreißig Jahren Abstand …

Das Gärtnerhaus im Komsdorfer Schlosspark. Hier habe ich vor dreißig Jahren einige Tage bei einer Freundin gewohnt, heute steht es leer.
Als ich das Bild aus ein paar zaghaften Bleistiftstrichen rekonstruierte, war auch meine Wanderreise leider schon vorbei – Grund genug, für das goldene Licht der Erinnerung noch eine Lasur Indischgelb extra zu wählen …
Das Schloss selbst ist heute mit Fördermitteln aufwändig restauriert – es gibt sogar einen Fahrstuhl – , genutzt wird es in der Art solcher Orte: Man kann dort heiraten, in der Schlossgaststätte essen (wenn sie denn offen hat), ein Anwalt hat sein Büro und die Denkmalpflege eine Außenstelle …
Als ich dort war, träumte die ganze Anlage den Traum eines regnerischen Herbsttages, der Abend begann früh und so blieb auch für das Tor des Treppenturms nur Zeit für einige Andeutungen mit Bleistift, die ich erst heute ergänzt habe. Besonders hat es mir der Bär angetan (in der alten Ortschronik waren es noch zwei), der sehr bärig aussieht und aus einer Zeit stammt, als diesen Tieren nichts Niedliches anhaftete.