Schloss Greifenstein

Am dritten Tag meiner Wanderung bin ich von Königsfeld ziemlich gerade Richtung Süden gegangen, über den Fränkischen Jura, diese karge und trockene, daher dünn besiedelte Hochfläche. Waldstücke wechseln mit Wiesen und kleinen, steinigen Äckern, erst nach etlichen Kilometern wieder ein Dorf. Dann ist schon der Albrand nicht weit, und bevor es hinunter geht ins Tal, steht ein prächtiges, von unten weithin sichtbares Schloss. Oder doch eher eine Burg? Wenn man sich von oben nähert, kann man das vermuten, man sieht eine Zugbrücke, bewacht von zwei steinernen wappentragenden Löwen und dahinter ein abweisend verschlossenes Tor.

Weit und breit kein Mensch. Da ich schon recht müde war, als ich dort ankam, beschloss ich das Schild „Führung Samstag 15:00“ zu ignorieren und nur einen der beiden Wappenlöwen zu zeichnen. Kaum hatte ich mich mit meinem Zeichenbuch an den Rand der Zugbrücke gestellt, kamen die ersten Besucher, schauten mich scheu an, ob sie wohl meinen Zeichenweg kreuzen dürften und huschten über die Brücke zum Tor. So ging es weiter und weiter, alle mussten an mir vorbei, bis schließlich eine große Menschentraube vor dem Tor stand und ich mir mittlerweile vorkam wie die dritte Torlöwin.

Vermutlich bot das wackere fränkische Netz mal wieder eins von seinen zahlreichen Funklöchern, sonst hätte ich vielleicht mal nachgeschaut und wäre doch zur Führung mitgegangen. Schloss Greifenstein hat nämlich eine interessante Geschichte, wurde in Renaissance und Barock von einer Ritterburg zu einem imposanten Schloss umgebaut und wo jetzt verwilderter Mischwald die Hügelkuppe bedeckt, lag einst ein akribisch gepflegter Landschaftspark. Das Schloss ist seit Jahrhunderten und bis heute im Besitz einer Familie des Fränkischen Uradels, der Schenks von Stauffenberg, eben jener Stauffenbergs, die beim Attentat auf Hitler so eine große Rolle gespielt hatten.

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Torlöwe mit Wappenschild am Schloss Greifenstein oberhalb von Heiligenstadt/Oberfranken.