A wie Anna

Initial A nach Motiven einer mittelalterlichen Gewölbemalerei in der Dorfkirche Bellin, Mecklenburg.

Initial A nach Motiven einer mittelalterlichen Gewölbemalerei in der Dorfkirche Bellin, Mecklenburg.

Unter meinen Belliner Skizzen war auch eine Detailstudie der floralen Ranken um die Gestalt der heiligen Anna herum. Zu Hause kam ich auf die Idee, daraus ein Blatt im Stil mittelalterlicher Buchmalerei zu gestalten. Ich wandelte Annas Gewand und Fuß in ein A-Initial, passte die Ranken an dessen Form an und ergänzte die Schrift in einem halbwegs in die Entstehungszeit der Kirche – Frühgotik – passenden Stil. Als Vorbild wählte ich mir das Schriftbild aus dem Evangeliar Heinrichs des Löwen, das sich allerdings unter meinen Händen deutlich modernisierte – Plagiate sind gar nicht so einfach!

Doch war ein Plagiat auch gar nicht Sinn der Übung, eher eine Transkription des gefundenen Motivs. Bei den Ranken gelang das relativ leicht, das Initial allerdings würde sich so vermutlich in keinem mittelalterlichen Buch finden, die Formensprache einer Gewölberippe unterscheidet sich von der eines Buchstabens doch erheblich. Außerdem hat man für ein quadratmetergroßes Fresko natürlich ganz andere Farbtöne – preiswerte Erd- und Rußtöne – gewählt als für eine kostbare Miniatur mit Malerei in Scharlach, Gold und Lapislazuli.

Ich jedenfalls habe mir mit diesem frühgotischen Zentangle  eine große Freude gemacht – denn ich liebe Kalligraphie und mittelalterliche Handschriften.