Das Kleid der Marschallin
Veröffentlicht: 9. Februar 2020 Abgelegt unter: Allgemein, Urban Sketching | Tags: Kleidung, Oper, Schwerin, Theater Hinterlasse einen KommentarIm Oktober sah ich am Schweriner Theater den „Rosenkavalier“. Ich kannte vorher weder Handlung noch Melodie und war angerührt von der heiter-melancholischen Geschichte zwischen Romanze und Klamauk, an deren Ende die Hauptperson, die Marschallin, eine „reife Frau“, ihren jungen Geliebten an eine andere verliert und dennoch alle Fäden in der Hand behält.
Mit leichten Händen halten und nehmen, halten und lassen …
Ich hatte in der Vorstellung ein paar Striche aufs Papier gebracht und später nach Fotos zu einem Blatt ergänzt.
Gestern nun gab es für uns Schweriner Zeichnerinnen die Möglichkeit, in der Schneiderwerkstatt des Theaters zu zeichnen. Mit großer Freude sah ich dort das Kleid der Marschallin wieder und machte mich daran, es zu zeichnen.
In einem ersten Versuch nähere ich mich dem Kleid von allen Seiten.
Das Kleid gibt der Trägerin Schutz, betont Würde und gesellschaftliche Position, ohne ihre weibliche Reife auszusparen. Und es hat einen komplizierten Schnitt, der der Zeichnerin einiges abverlangt.
Endlich gelingt es mir, die Form zu erfassen. Die Farbe kommt zu Hause.
Nebenbei
Veröffentlicht: 4. November 2018 Abgelegt unter: Allgemein, Alltag, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, Meißen, Schwerin, Theater, visuelles Tagebuch Hinterlasse einen KommentarIm kleinen Hahnemühle-Buch sammeln sich die Bilder, die eher „nebenbei“ entstehen, im Konzert, im Theater oder im Restaurant; manchmal nur ein paar Tinten- oder Bleistiftstriche … Heute war Zeit, mir drei davon vorzunehmen, Farbe oder Schrift zu ergänzen und zu hoffen, dass die Atmosphäre erhalten bleibt.
Zuerst ein kleiner Nachtrag der Dresden-Reise, ein geistliches Chorkonzert im Meißener Dom – der Rücksicht auf die anderen Konzertbesucher geschuldet vor Ort nur mit Füller gezeichnet.

Geistliche Abendmusik im Meissener Dom.
Noch weniger geht im Theater, zumal im Ballett, wo die Tänzer selten still halten, es im Saal dunkel ist und der Nachbar sich womöglich schon räuspert – dennoch war der Bühneneindruck bei dem hinreißenenden Ballett „Andy Superstar“ über Andy Warhol so prägnant, dass ich ihn aus ein paar angedeuteten Linien rekonstruieren konnte.

Andy Warhol auf einem überdimensionierten Sofa in der „Factory“ – Szene aus dem Ballett „Andy Superstar“ am Schweriner Theater.
Zum Schluss, gestern, beim Mittagessen in einem kleineren Einkaufszentrum, bin ich mit meinem Bild fast fertig geworden; nur die Schrift habe ich zu Hause ergänzt. Von einem Logenplatz aus schaute ich auf einen überdachten Innenhof, in dem – so habe ich später nachgelesen – ein Modeflohmarkt aufgebaut wurde.

Irgendwas mit Mode – noch wird aufgebaut.
Der Drache
Veröffentlicht: 12. Juli 2018 Abgelegt unter: Allgemein, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, Theater, Wismar 2 KommentareEtwa elf Jahre alt muss ich gewesen sein, als ich im Ostberliner „Deutschen Theater“ mit Jewgenij Schwarz‘ „Drachen“ so ziemlich das beste sah, was auf einer Theaterbühne möglich ist – und für schlechtes Theater von nun an verloren war. Die Ostberliner Aufführung wurde von 1965 bis 1981 gespielt, auch auf Tourneen durch ganz Europa. Das Inselbändchen mit den Figurinen und Bühnenbildentwürfen sah ich mir immer wieder an, und auch die Moral von der Geschichte habe ich mit elf schon verstanden: dass die Menschen ihren Drachen in sich tragen.
Lanzelot, ein „berufsmäßiger Held“, kommt in die sprichwörtliche Kleine Stadt, die sich mit ihrem Drachen längst arrangiert hat. Auch die Jungfrau, die er sich dieses Jahr ausgesucht hat, begehrt nicht gegen ihr Schicksal auf, und bald muss der Drachentöter selbst um sein Leben fürchten …
Letztes Wochenende sah ich das Stück im Rahmen der „Klassikertage Wismar“ in der Wismarer Georgenkirche. Wie schon die Aufführungen der vergangenen Jahre („Faust“ und „Jedermann“) war es rundum gelungen; poetisch, ohne sentimental zu sein, werkgetreu, traurig und lustig, von hervorragenden Schauspielern getragen (deren ältere weitgehend noch jener DDR-Theaterkultur entstammen, die die damalige legendäre Inszenierung hervorgebracht hat) und von hohem Schauwert. (Nur einen bühnenfüllenden Theatermaschinendrachen gibt das Budget eines freien Sommerfestivals nicht mehr her.)
- Der Drache als böser Greis in einer seiner Menschengestalten.
- Lanzelot, der Held, ist nach dem Kampf schwer verwundet und wird vom Tod gerufen.
- Der Bürgermeister hat die Macht an sich gerissen und sich zum Präsidenten ausrufen lassen. nun will er Elsa, Lanzelots Geliebte, heiraten.
- „Seid Ihr denn Steine?“ Elsa, für die Zwangsheirat verpackt wie ein Stück Sahnetorte, appelliert an das Mitgefühl ihrer Nachbarn.
Und weil es ein Märchen ist, geht am Schluss natürlich alles doch noch gut aus.