Höchste Eisenbahn

Die Schweriner Urban Sketchers hatten nach einem Ort gesucht, wo sie vor Weihnachten noch einmal „unter Dach“ und dennoch an weitgehend frischer Luft zusammenkommen könnten – und waren beim Schweriner Eisenbahnmuseum fündig geworden. So saßen wir bald der schönsten aller Loks zu Füßen, einer riesigen Dampflok mit der Nummer 031090. Was fehlte, war der Geruch nach Kohlenrauch – die Loks in der Halle sind schon so lange außer Dienst, dass sich davon nichts mehr gehalten hat. Ein frisch befeuertes Kohleöfchen hätten wir auch genommen, denn es wurde bald empfindlich kalt, so dass selbst die hartnäckigsten Vor-Ort-Zeichnerinnen zu Hause koloriert haben.

Die Geschichte dieser Lok lässt sich anhand ihrer individuellen Nummer nachlesen, und sie ist erstaunlich. 1982 sollte sie verschrottet werden – spezielle Stahlsorten in ihrem Innern weckten Begehrlichkeiten – und wurde von engagierten Eisenbahnern jahrelang in abgelegenen Lokschuppen versteckt; nach er Wende interessierten sich betuchte Sammler für das schöne Stück, und das Spiel ging weiter. Erst im Jahr 2000 wurde sie endlich unter Denkmalsschutz gestellt.

Als ich den Lokschuppen betrat, erinnerte ich mich zuerst an meine Kindheit in Oranienburg. Wie oft war ich, ein kleines Mädchen an der Hand ihrer Oma, an Bahndämmen entlang und durch Unterführungen gegangen, über uns donnernde Schnell- und endlose Güterzüge auf dem Weg nach Norden, Richtung Stralsund, und vielleicht noch weiter über Sassnitz nach Schweden, ins Unerreichbare, alle gezogen von Dampfloks. Vermutlich habe ich auf dort auch genau diese Lok einmal gesehen – denn sie fuhr viele Jahre lang auf eben der Strecke.


Ein Hexen(Stell)Werk

Da die Bilder der letzten beiden Tage alle noch in irgendwelchen provisorischen Zuständen verharren, hier ein kleiner Rückgriff auf die Urlaubswoche in Thale. Kurz vor dem Bahnhof, einem hübsch renovierten Heimatstilschmuckstück, steht neben einer altmodischen Bimmelschranke dieses zauberhafte Bürgchen. Es scheint geradewegs aus einem Disneyfilm zu kommen und war doch einfach nur ein Stellwerk. (Mittlerweile wird es als Wohnung genutzt – und natürlich gibt es auch einen Modellbahnbausatz.)

Gezeichnet habe ich es im Zug, auf der langen Reise von Thale nach Süden, und zwar nach einem Foto, denn die am Abend vorher angefangene Skizze war mittlerweile in einem anderen Skizzenbuch wieder nach Schwerin gereist.


Bilderbogen

Seit drei Tagen bin ich wieder unterwegs. Am Ostermontag von Schwerin über Nürnberg nach Winnenden, wo ich im vergangenen Juni den Pilgerweg verlassen hatte, und von dort über Esslingen, Tübingen und Rottenburg am Neckar entlang.

Mit dabei sind dieses Jahr zwei Hahnemühle A5 Aquarellbücher im Hochformat – und keine Postkarten, auf dass auch Schnelles, Halbgelungenes und überhaupt alles seinen Platz darin fände.

Das habe ich an den ersten Tagen gleich mal geübt, mit ein paar Bilderbogen aus Momentaufnahmen.

Von Schwerin nach Winnenden, mit Pause in Nürnberg.
Erster Gehtag von Winnenden nach Stetten.
Schafe am Morgen.


Zug um Zug

Im Winter fahre ich, entgegen allen guten Vorsätzen, selten mit dem Zug zur Arbeit – in der dunklen Zeit macht der sonst so geliebte Bahnhofsweg durch Schwerin und Ludwigslust einfach keinen Spaß. Dabei habe ich es gut: auf unserer Strecke sind die Züge sauber, leer und pünktlich und die halbe Stunde ist lang genug, um die Malsachen auszupacken.

Nun, wo die Tage wieder länger werden, nehme ich den Weg am Pfaffenteich entlang wieder auf und genieße die geschenkte Zeit.

Noch fährt der Regio im Dunkeln
Drei Wochen später erfreut mich schon ein grandioser Sonnenaufgang.