Esslingen II
Veröffentlicht: 11. Mai 2019 Abgelegt unter: Allgemein, Bewohntes Gelände 8, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Esslingen, Fachwerk, Pilgerweg, Schwaben, St.Denis 2 KommentareInzwischen bin ich wieder zu Hause, mit einer Menge an Eindrücken, Gedanken, Erinnerungen … und natürlich Zeichnungen, ganz- , halb- und viertelfertigen, und wie jedes Mal stellt sich die Frage, wie nun mit denen verfahren. Im Ist-Zustand dokumentieren? Weiter ausführen? Schon unterwegs war mir klar, dass ich mich für Letzteres entscheiden, die Nachfreude von der Reise möglichst lange auskosten würde.
In Winnenden fing die Wanderung an und führte um Stuttgart herum nach Esslingen, der viel zu wenig bekannten Fachwerkstadt, in der ich einen ganzen Tag blieb. Die vor Ort fertig gewordenen Bilder hatte ich schon gezeigt. Die Stadtkirche St.Dionys mit ihrer zugleich wuchtigen und aufragenden Kraft hat mich sehr beschäftigt, und meine ersten beiden Esslinger Zeichnungen galten ihr.
Bevor ich anfing, hatte ich noch die Idee, mir zwei dunkelgraue Farbstifte – einen wasserfesten und einen wasserlöslichen – zu kaufen, um für schnelle Zeichnungen eine Alternative zu Füller und Bleistift zu haben, wollte ich doch unbedingt die von der Zeichnerin Antje Gilland empfohlene „Sketchwalk“-Methode ausprobieren – mehrere Miniskizzen zum Finden eines interessanten Themas.

Am nächsten Tag habe ich mich an das Fachwerk gewagt – das bekannteste Gebäude, das Alte Rathaus, lag im schönsten Mittagslicht, ich fand einen Restauranttisch im Schatten – nichts wie los! Leider drehte die Sonne schneller als erhofft und Farbe und Schatten wurden gestern Abend zu Hause noch kräftig vertieft.

Danach setzte ich mich noch einmal in die Kirche, um den Lettner zu zeichnen, der mir bei meiner Motivsuche besonders entgegen gekommen war. Das Wort „Lettner“ kommt von lat. lettere – lesen – es bezeichnet eine durchbrochene Abtrennung, von der aus, ähnlich wie später von der Kanzel, gepredigt und dem großenteils analphabetischen Volk aus Bibel und Heiligenlegenden vorgelesen wurde.

Esslingen
Veröffentlicht: 27. April 2019 Abgelegt unter: Architektur, Bewohntes Gelände 8, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Esslingen, Fachwerk, Schwaben, St.Denis 5 KommentareEsslingen ist eine Stadt mit viel Geschichte und dazu passender Architektur: Kirchen, prachtvolle Fachwerkbauten, eine Burg … Dass sie weniger Touristen anzieht als andere Städte mit vergleichbarer Geschichte, mag vielleicht dem Umstand geschuldet sein, dass sie in das industrialisierte und zersiedelte Umland von Stuttgart eingebunden ist.
Ich habe mir auf meinem Weg einen Extra-Tag für Esslingen gegönnt und zeichnerisch natürlich nur an der Oberfläche seiner vielen Schätze kratzen können.

Berühmt ist Esslingen für seine prachtvollen Fachwerkhäuser, über 200 soll es davon geben, einige besonders wertvolle wurden leider in den 80ern abgerissen.

Rokokko, kopflos
Veröffentlicht: 10. November 2015 Abgelegt unter: Bewohntes Gelände | Tags: Oberfranken, Pilgerweg, Rokokko, St.Denis, Vierzehnheiligen, Wallfahrtskirche Ein KommentarEinige Kilometer von Lichtenfels entfernt befindet sich auf einem Hügel die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Als ich Ende Oktober zu Fuß dort ankam, hatte ich erst einmal einige Kilometer Autobahnzubringer zu erlaufen, bevor der Weg ins freie Land abbog – nicht ohne den Lärm aus dem Tal noch lange mitzunehmen. Die Kirche war weithin zu sehen, wenn auch ihre Türme eingerüstet waren und die Spitzen im Nebel verschwanden.
Im Zentrum der Kirche steht der Gnadenaltar – wirklich in der Mitte, ein freistehendes Gebilde aus Stuck und Gold, über und über ornamentiert und von vierzehn ebenfalls goldstuckigen, lebensgroßen Heiligenfiguren bevölkert. Gestern war ich noch im protestantisch-neogotischen Coburg gewesen, und nun dieses animistische Rokoko ….
Gezeichnet habe ich am Ende die Statue des heiligen Dionysius, des legendären ersten Bischofs von Paris. Er soll um 250 auf dem Montmartre, dem „Berg der Märtyrer“, geköpft worden sein und dann mit dem Kopf in der Hand noch ein Stück gelaufen sein. Hier steht er im kostbaren Bischofsgewand und hält seinen abgeschlagenen Kopf in den Händen wie einen Prozessionsgegenstand – sozusagen ein edler Vorfahre des Claus Störtebeker. In Frankreich kennt man ihn unter dem Namen St.Denis, und in der ihm geweihten Kirche sind fast sämtliche französischen Könige begraben.