Die Saison beginnt
Veröffentlicht: 2. April 2021 Abgelegt unter: Mixed Media, Urban Sketching | Tags: Alter Bahnhof, Museum, Ostsee, Schwerin, Winter 2 KommentareLetztes Wochenende habe ich nach einem Winter voller Stillleben die Sketching-Saison eröffnet. Zuerst, am Samstag, im Staatlichen Museum Schwerin. Mit einem vorab vereinbarten Termin (und natürlich mit Maske) darf man rein – und trifft, wie zu erwarten in einem Kunstmuseum in der Provinz, sehr wenige Menschen. (Man könnte dort glatt in Quarantäne gehen.)
Wie immer suchte ich mir ein Bild zum Abzeichnen. Die Wahl fiel auf „Althagen im Schnee“ von Friedrich Wachenhusen. Da ich nicht in Mecklenburg aufgewachsen bin, habe ich immer noch tiefe Wissenslücken, was die regionale Malerei angeht – so kannte ich auch diesen Schweriner Maler, einen der Begründer der Ahrenshooper Künstlerkolonie, bisher nicht.
Das Bild – im Original natürlich farbig – zeigt einen Winternachmittag mit hoch aufgetürmten, den Horizont eindüsterndernden Schneewolken und ein paar Bauernhäusern im Vordergrund. Stille und Kälte sind mit Händen zu greifen. Beim Abzeichnen sah ich bald, dass das Bild perfekt komponiert ist, maß-voll nach dem Goldenen Schnitt aufgebaut in allen Dimensionen. Dass ich es beim Abzeichnen erst einmal verhauen habe, steht auf einem anderen Blatt. Ich entschloss mich zu Hause zur Korrektur, habe sie aber so ausgeführt, dass meine ursprüngliche Zeichnung sichtbar blieb.

Am nächsten Tag wurde es ernst: wir waren zum gemeinsamen Zeichnen draußen verabredet. Es war kalt und dank der Zeitumstellung auch noch sehr morgens, als wir uns am Schweriner Bahnhof trafen. Wir blieben erst einmal dort, wo wir den Windschatten des Bahnhofsgebäudes vermuteten und zeichneten ein paar alte Bahngebäude. Mein erster Versuch endete mit heißem Tee auf dem Skizzenbuch; den zweiten führte ich mit den am Vortag schon bewährten Aquarellstiften aus. Die Farbe kam heute zu Hause.

Der Gott des Urban Sketching nahm unser Opfer an: nach dem Kaltstart fanden wir eine wirklich windgeschützte Stelle in der Schelfstadt. Das schiefe Haus wollte ich schon immer mal zeichnen.

Cupcake
Veröffentlicht: 21. März 2021 Abgelegt unter: Alltag, Dinge, Mixed Media, visuelles Tagebuch | Tags: Schwerin 4 KommentareMit diesem Cupcake, ich gebe es zu, habe ich mich ganz schön geplagt. Zuerst gab es einen Versuch mit einer kolorierten Federzeichnung, eigentlich einem vertrauten Metier – doch das Ganze wurde schief und krumm und entbehrte jeder Leichtigkeit. Als klassisches Aquarell überforderte mich das Motiv restlos – besonders die komplizierten Schattenwürfe in der Cremehaube haben es in sich. Erst mit Aquarellfarben und etwas Deckweiß auf getöntem Papier war ich halbwegs zufrieden.

Zum guten Schluss konnte das liebevoll verzierte Törtchen dann auch noch gegessen werden – was sehr viel schneller ging als die bildliche Darstellung.
Süßigkeiten
Veröffentlicht: 6. März 2021 Abgelegt unter: Alltag, Ink&Wash, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, Japan, Schwerin, Tee Hinterlasse einen KommentarGestern war mal wieder Gelegenheit, über den Freitagsmarkt zu schlendern und in die angrenzenden Geschäfte zu schauen. Lange war ich nicht mehr in der Rösterei Fuchs gewesen; natürlich nahm ich neben dem Kaffee noch die eine oder andere Kleinigkeit mit. Und dann der neue Asia-Laden! Da heißt es, sich mit Augenmaß durchzuknuspern. Mochi zum Grüntee, die gab es schone ein ganze Zeit nicht mehr. Und da es draußen zwar sonnig, aber eisig kalt war, zeichnete ich mit gutem Gewissen eine Auswahl der netten Kleinigkeiten.

Nach meinen Ausflügen ins Gouache-Land bin ich wieder zum gewohnten „Ink&Wash“ zurückgekehrt. Die Tinte ist neu, Platinum Carbon Ink. Ich sah sie in einem Versand als Patronen; für unterwegs natürlich ideal. Sie scheint mir nicht so dunkelschwarz wie die von deAtramentis, mal sehn, wie der Füller auf die Dauer mit ihr klarkommt.
Kormorane
Veröffentlicht: 21. Februar 2021 Abgelegt unter: Allgemein, Tiere | Tags: Gouache, Schwerin, Vogel, Winter Hinterlasse einen KommentarObwohl ich in Greifswald studiert habe und seit über zehn Jahren in Schwerin lebe, sah ich die ersten Kormorane nicht in Norddeutschland, sondern in den Rheinauen bei Karlsruhe. Es muss im zeitigen Frühjahr 2010 gewesen sein, mithin im „Jahr des Kormorans“, was ich damals allerdings noch nicht wusste. An den Schweriner Seen sind sie mir in diesem Winter zum ersten Mal aufgefallen. Ein Blick in den „Kormoranbericht Mecklenburg-Vorpommern“ bestätigt den Eindruck: die Zahl der Wintergäste hat wegen der milden Witterung stark zugenommen.
Wirkliche Vor-Ort-Studien waren bei dem bis vor kurzem noch kalten Wetter nicht möglich; so habe ich aus einem bisschen eigenem Gekritzel und Fotos aus dem Netz versucht, einige typische Silhouetten in Gouache zu skizzieren.
Mit ihren krummen Schnäbeln und ihrem schwarzen Gefieder sehen die Vögel ein bisschen unheimlich aus. Gern sitzen sie auf Ästen oder Buhnen über dem Wasser, manchmal in einer seltsamen und charakteristischen Haltung mit ausgebreiteten Flügeln und seitlich verdrehtem Kopf. Damit sie besser tauchen können, saugen sich ihre Federn schnell voll Wasser – und werden dann quasi zum Trocknen aufgehängt.
Die zahlreichen Wintergäste wurden vom Kälteeinbruch Mitte Februar eiskalt erwischt; einige Tage lang herrschte an einem kleinen Wasserloch am Schweriner Pfaffenteich ein unglaubliches Gewimmel. Hier konnte ich auch einen Kormoran gravitätisch über das Eis watscheln sehen – ein wirklich erheiternder Anblick! Und anscheinend eher selten, ein Referenzfoto habe ich nicht gefunden, so dass ich mich an mein eigenes und ein flüchtige Skizze gehalten habe. Auch schwimmend bieten die Vögel ein ungewohntes Bild: der Hinterleib samt Schwanz befindet sich unter der Wasseroberfläche; sie sehen aus wie überladene Schiffe.
Am Wasser
Veröffentlicht: 14. Februar 2021 Abgelegt unter: Tiere, visuelles Tagebuch | Tags: Gouache, Schwerin, Vögel 2 KommentareIn diesem Winter habe ich die Wasservögel entdeckt. Zuerst, im Januar, als alles noch grau in grau war, stand ich eines Morgenspaziergangs am Schweriner Stadthafen vor einer schier paradiesischen Vielfalt an fliegendem, schwimmenden und watschelndem Getier. Waren die in den anderen Jahren nicht da gewesen? Oder hatte ich sie schlicht nicht gesehen? Vermutlich beides: viele Wintergäste kommen früher, bleiben länger oder fangen gleich ganz bei uns zu brüten an, was sie früher nie getan haben. Und wenn man erst einmal anfängt hinzusehen, findet man mehr und mehr – das ist bei den Vögeln nicht anders als bei den Pilzen.
Faszinierender Weise spielt sich das Wunder in Schwerin mitten in der Stadt ab, deren Zentrum direkt an den See grenzt. Im Bereich des Stadthafens scheint es besonders viele Fische zu geben, denn vor allem die Räuber waren reichlich vertreten: Möwen, Kormorane, Gänsesäger (Wer ist das denn? Sie kommen später ins Bild.), Reiher … Ja: als ich noch staunend vor der Versammlung stand und mich zu orientieren begann, erhob sich mit eins ein schneeweißer Silberreiher in den grauen Winterhimmel …
Seitdem bin ich jede Woche die verschiedenen Uferstellen abgegangen, habe (schlechte Handy)-Fotos gemacht und auch ein paar Skizzen. Letzteres ist gar nicht so einfach; am Seeufer ist es meist doppelt so kalt wie anderswo und außer den Enten halten die meisten Vögel einen gewissen Abstand zum Ufer.

Seit einer Woche hat sich das Bild durch den Frost noch einmal gewandelt; die offenen Wasserstellen sind weit draußen auf dem See; nur am Pfaffenteich (einer Art kleiner Binnenalster) gibt es einen warmen Zufluss, an dem ein unglaubliches Getümmel herrscht.
Eigentlich wollte ich mehrere Vogelarten auf einem Bild vereinen und noch ein bisschen Landschaft zeigen – ich merkte bald, dass ich mich damit heillos übernommen hätte. So beschloss ich, bei einem Vogel zu bleiben und dabei ein bisschen Gouache zu üben. So ist dieser Silberreiher nach einer Fotovorlage von Pixabay entstanden.
Morgens kurz nach acht …
Veröffentlicht: 3. Januar 2021 Abgelegt unter: Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Schwerin Ein Kommentar… ist eine Zeit, in der ich auch im Winter an freien Tagen eine Runde drehe; später kann ich mich oft nicht mehr aufraffen. Einer meiner Lieblingswege führt durch ein Stück altmodischer Vorstadt, in dem sich letzte Fachwerkhäuser (von der einfachsten Sorte) mit sozialem Wohnungsbau in Art déco und Backsteinexpressionismus treffen; das Seeufer ist mit kleinen Bootswerften und dergleichen bebaut. Natürlich dürfen auch Rotdorn und Linde nicht fehlen.

Seit einigen Morgenrunden schon hatte ich mir vorgenommen, diese Ecke zu zeichnen. Natürlich klappte das nur bedingt: ein eisiger Ostwind kam über den See und vertrieb mich an meinen warmen Zeichentisch, wo ich das Bild fertig gestellt habe.
Pilze!
Veröffentlicht: 1. November 2020 Abgelegt unter: Allgemein, Pflanzen | Tags: Botanical Art, Pilze, Schwerin Hinterlasse einen KommentarIm Harzurlaub hatte ich die Pilzbücher vergeblich mit, es war zu trocken gewesen, in den mecklenburgischen Wäldern hingegen war genug Regen gefallen und ich konnte aus der Fülle schöpfen. Jedenfalls zum Zeichnen.
Meine bisherigen Pilzkenntnisse entstammen den sandigen Kiefernwäldern der Griesen Gegend, in denen Marone, Butter- und Steinpilz eine sichere Basis für viele Pilzgerichte geben und auch die Anfängerin nicht überfordern. Später kamen Champignons hinzu, Schirm- und Perlpilze und natürlich die Kenntnis ihrer giftigen Doppelgänger, Krause Glucke, Reizker und noch so manches andere …
Dieses Jahr erst habe ich angefangen, Pilze zu zeichnen und unabhängig von ihrer Essbarkeit zu bestimmen. Ich bekam dabei eine Ahnung von einer unbekannten und mir bisher verborgenen Welt, die sich noch einmal ins unermessliche erweiterte, als ich in den auf sumpfigen Kalkböden wachsenden Wäldern in Schweriner Seenähe unterwegs war.
Die Auswahl, die ich traf, war subjektiv und willkürlich, wobei ich mit der Zeit auffällige und mir bisher unbekannte Pilze bevorzugte. Einige davon will ich hier zeigen.

Gleich der erste interessante Pilz entstammte einer buntgemischten Familie, die mir bisher völlig unbekannt gewesen war – der der Schleierlinge. Ein zarter Schleier zieht sich vom Hut zum Stiel und reißt später ab, dort einen dünnen Ring zurücklassend. Viele Schleierlinge sind giftig oder ungenießbar.


Auch den Schwefelritterling hatte ich bisher noch nie gesehen – er hat seinen Namen von der schwefelgelben Farbe. Er könnte ihn auch von seinem höllischen Gestank haben, der an, nun ja, tranige menschliche Ausdünstungen denken lässt.

Noch ein Schleierling und ein – zumindest hierzulande – seltener dazu. Über seine Giftigkeit sind sich die Autoren nicht einig – vermutlich ist noch niemand auf die Idee gekommen, diesen auffällig gelben Pilz ohne essbaren Doppelgänger (dafür aber mit zahlreichen giftigen Verwandten) zu probieren.
Herrn Pastorn sien Kauh
Veröffentlicht: 17. Oktober 2020 Abgelegt unter: Farbstifte, Urban Sketching | Tags: Brunnen, Dom, Mecklenburg, Schwerin Hinterlasse einen KommentarHeute war Schweriner Sketchertag. In kleiner Besetzung freuten wir uns an Sonne und blauem Himmel. Unser Treffpunkt war der „Herrn-Pastorn-sien-Kauh“-Brunnen auf dem Schlachtermarkt, und ich blieb gleich dort sitzen. „Herrn Pastor sien Kauh“ ist ein norddeutsches Scherzlied, bei dem es darum geht, wer im Städtchen welches Teil von der notgeschlachteten Kuh des Pastors bekommt. Das Lied lädt zu Ergänzungen und Improvisationen ein; über 600 Strophen sollen schriftlich verbürgt sein!
Einige der bekanntesten zeigt der Schweriner Brunnen von 1979. Und natürlich steht oben drauf keine Kuh, sondern ein stolzer Stier – schließlich ist der das mecklenburgische Wappentier.
Da es trotz der Sonne kühl war und ich Angst hatte, die Farbe würde nicht trocknen, habe ich mit Buntstiften und Wachskreiden gezeichnet. Das meiste entstand vor Ort, zu Hause habe ich noch ein bisschen vertieft und ergänzt.

Stadtwanderung
Veröffentlicht: 23. August 2020 Abgelegt unter: Allgemein, Urban Sketching | Tags: 20er Jahre, Architektur, Backstein, Freimaurer, Friedhof, Mecklenburg, Schwerin Ein KommentarEine Stadtwanderung hatte ich mir schon lange vorgenommen. Heute war es endlich so weit. Gegen zehn ging ich los, zuerst Richtung Innenstadt. Die erste Rast legte ich auf der Mecklenburgstraße ein, der Schweriner Fußgängerzone. Das „Puppenhaus“ mit seinen leuchtend blauen Terrakottafiguren lag im schönsten Vormittagslicht. Es ist ein Bau des Backsteinexpressionismus (wie das berühmte Hamburger Chilehaus).

Der Weg führte weiter zum Alten Friedhof. Versteckt an einem Seitenweg blickt dort das Grab des Schweriner Stadtbaumeisters Demmler von einem Hügel ins Land. Dieses Grabgebäude ist so bemerkenswert wie bizarr, ist es doch über und über mit Freimaurersymbolen bedeckt. Demmler hatte in Schwerin etwa die Position wie Schinkel in Preußen. Er muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein; sein Charisma ist auch aus zeitgenössischen Abbildungen noch zu ahnen. Er war ein Liberaler, später Gründungsmitglied der jungen Sozialdemokratie und eben Freimaurer. (Trotz seiner linken Ambitionen hatte er einen guten Draht zum Herzog, was den Hofschranzen überhaupt nicht passte.)
Die meisten der Symbole habe ich mit einem bisschen Googeln entziffern können; am bekanntesten sind, auf der oberen Stufe nur angeschnitten sichtbar, Zirkel und rechter Winkel, die so etwas wie „Liebe und Gerchtigkeit“ bedeuten.

Ich wanderte weiter über den Friedhof, fand einen schicken neuen Radweg mit Rastplätzen und Schautafeln, entschloss ich aber nach einem Blick in den Himmel zur Rückkehr Richtung Innenstadt, ohne Zeichnung; der Regen erwischte mich trotzdem.
Nachdem der abgezogen war, fand ich mich nicht ganz zufällig vor dem Logenhaus der Schweriner Freimaurer wieder. Wennschon, dennschon. Es steht in etwas versteckt einer Seitenstraße neben dem Dom.

Ein schöner Nachmittag
Veröffentlicht: 20. August 2020 Abgelegt unter: Allgemein, visuelles Tagebuch | Tags: Café, Gotik, Heiliger, Schwerin Hinterlasse einen KommentarErst ins Café, dann ins Museum – ein schöner Stadtnachmittag am letzten Samstag.

Im Staatlichen Museum Schwerin war ich lange nicht, obwohl es schon seit Monaten wieder geöffnet ist. In der schönen Sonderausstellung dänischer Malerei aus der Sammlung Christoph Müller kann man sich in kontemplativen Landschaften und Interieurs verlieren. Ich versenkte mich, passend zur aktuellen Wetterlage, in eine Gewitterlandschaft. Vor Ort machte ich eine Tonwertstudie mit wasserlöslichen Markern, zu Hause habe ich – ebenfalls mit Markern – noch sparsam Farbe eingefügt. Nur das Blau kommt aus dem Aquarellkasten.

Das Museum hat auch eine Barlach-Sammlung, die derzeit mit einigen mittelalterlichen Plastiken bereichert ist. Hier zeichnete ich einen wunderbar archaischen spätmittelalterlichen Heiligen Jakob.
