St.Petri über dem Wasser
Veröffentlicht: 12. Mai 2024 Abgelegt unter: Allgemein, Schwerin - Kopenhagen 2024 | Tags: Holstein, Kirche, Romanik 5 KommentareWie ein weißer Marmordom soll im Mittelalter die Feldsteinkirche über dem Wasser geleuchtet haben.
So steht es an einer Informationstafel neben der Kirche geschrieben.
Ich hatte nördlich von Bad Segeberg auf dem Dorf übernachtet, war durch das mal mehr, mal weniger hüglige Hinterland geradelt, bis der Große Plöner See so tiefblau vor mir lag, dass ich überlegte, ob ich nicht doch die Sonnenbrille aufhatte.
Es war ein kurzer Glücksmoment, bevor Wassergrundstücke die Sicht versperrten (Ach, Allmende …); einige Kilometer weiter wies der Weg zur Kirche.
Ich stand staunend: ein heiliger Hügel, ein Kraftort, von Eichen bestanden, wie es sich gehört. Der Schutzheilige der Kirche, Simon der Fischer, war nach den Evangelien der erste Schüler Jesu; später bekam er den Namen Petrus: „Der Fels“. Besser hätte es kaum passen können.
Nachtrag mit drei Tinten
Veröffentlicht: 8. September 2017 Abgelegt unter: Allgemein, Reiseskizzen, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Holstein, Klassizismus, Madonna 2 KommentareNatürlich habe ich aus Eutin auch Halbfertiges mitgebracht. (Dass es überhaupt halbfertige Skizzen geben kann … ) Da ich vor der Abreise endlich meine Füller wieder auf Vordermann gebracht hatte und es dann am Freitag Abend auch noch eine Bescherung gab, war die Auswahl groß. Interessanter Weise ergab es sich, dass alle drei „Nachgeborenen“ mit unterschiedlichen Tinten gezeichnet sind.
Die samstägliche Mittagspause verbrachte ich in der Michaeliskirche, wo mir der Madonnenleuchter mit seiner ungewöhnlichen Ikonographie auffiel: eine hochmittelalterliche Madonna in einen Leuchter gefasst, an dessen Unterseite sich (hier im Schatten) eine Lutherrose befindet – als hätte jemand die Madonna neutralisieren wollen. Und wirklich: die Leuchterfassung wurde erst im 18.Jahrhundert angefertigt. Konfessionelle Toleranz zeigt sie für mich dennoch, genauso wie Kunstverstand: Galt doch die Madonnenverehrung in der evangelischen Kirche vielfach als eine Art Götzendienst und mittelalterliches in der Zeit der Aufklärung als verstaubter Plunder. (Das Mittelalterrevival kam ein paar zehn Jahre später mit den Romantikern.)
Als ich am Samstagabend ziemlich müde vom Park in die Stadt ging und mich zum Schloss umwendete, konnte ich nicht anders, als doch noch eine schnelle Skizze von den im Abendlicht glühenden Mauern zu machen. Ich setzte nur schnell etwas Farbe aufs Blatt, und genau so zügig habe ich die dann zu Hause mit ein paar Tintenstrichen und einer zweiten Lasur ergänzt. Die braune Tinte steckt in einem Füller mit mittlerer Federbreite, was mir wichtig war, um nicht ins Kleinliche abzurutschen.
Das dritte Bild habe ich am Sonntag Nachmittag angefangen. Nach den schwebend-flüchtigen Barockskizzen und den vielen Gesprächen im Schlosshof hatte ich Lust auf ein bisschen schweigende Architektur. An eben der Stelle, an der am Vortag der Workshop mit Nicola gewesen war, zog mich eine schöne klassizistische Fassade mit Streiflicht in ihren Bann. Schön ordentlich, wie ich es bei Nicola gelernt hatte, machte ich erst ein paar Kompositionsskizzen, dank derer ich mich entschloss, dem Haus bei aller Strenge ein paar Schrägen und ein ordentliches Stück Himmel zu gönnen. Die Farbe kam dann zu Hause.