Johannes der Täufer am Radweg
Veröffentlicht: 3. November 2014 Abgelegt unter: Allgemein, Bewohntes Gelände, Bewohntes Gelände 2, Ink&Wash, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Pilgerweg, Radwegkirchen, Rokokko, Schnitzaltar, Thüringen 3 KommentareWer hätte gewusst, dass es Radwegkirchen gibt? Ich weiß es jedenfalls erst, seit ich im thüringischen Eberstedt in einer gerastet habe. Es war eine sehr angenehme Rast in einem hellen lichten Kirchenraum mit einer beeindruckenden Rokokko-Ausstattung und einer freundlichen und lebendigen Atmosphäre.
Die Stirnwand wird von einem großen Schnitzaltar eingenommen. Zum Zeichnen habe ich mir Johannes den Täufer gewählt. Er hält die Thora auf dem rechten Arm und weist damit gleichzeitig auf Jesus als den Kommenden, der das Gesetz transzendieren wird – ein ikonografisches Motiv, dem ich später in der Gegend in ganz ähnlicher Form noch einmal begegnete. Johannes trägt eine Art zotteligen Fellmantel, der ihn ein wenig in die Nähe eines „wilden Mannes“ rückt. Einen schönen Kontrast dazu bildet die Dekoration, die ich als Rosen, Ananas und Tabakblätter gedeutet habe.
Erfurt
Veröffentlicht: 20. Oktober 2014 Abgelegt unter: Aquarell, Bewohntes Gelände, Bewohntes Gelände 2, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Erfurt, Kloster, Meister Eckhart, Pilgerweg, Thüringen Ein KommentarNach einer Woche thüringer Kloßküche hatte ich in Erfurt erst Mal das Bedürfnis nach etwas Asiatischem, vorzugsweise in Sichtweite einer ansprechenden Kirche. Am Wenigemarkt fündig geworden, fand ich das Teekännchen im Vordergrund anziehender als die (Aegidien-)Kirche im Hintergrund.
(Nein, es raucht nicht aus dem Deckelgriff, da habe ich nur zu dick aufgetragen.)
Und, natürlich, sind Kanne und Tasse eine Hommage an Liz Steel.
Später fand sich dann auch noch die passende Kirche, die Predigerkirche, in der Meister Eckhart sowohl als Novize in den Dominikanerorden eintrat und wohin er später als Prior zurückkehrte.
Diese Kirche im Nachmittagslicht zu zeichnen war eine schöne Übung im Eckhartschen Sinn. (Und ein Gegenpol zum allgegenwärtigen und bis zur Unkenntlichkeit zur Marke etablierten Luther.)
Interkultureller Kuchen in Weimar
Veröffentlicht: 18. Oktober 2014 Abgelegt unter: Bewohntes Gelände, Bewohntes Gelände 2, Reiseskizzen, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Pilgerweg, Thüringen, Weimar Hinterlasse einen KommentarVon Kromsdorf im Weimarer Norden ging gestern mein Weg durch die Stadt bis nach Possendorf im Süden. Doch statt zu Goethe oder Schiller führte mich mein Magen zu Koriats Kuchenmanufaktur, wo ich auf einem Gartenstühlchen mit einem schwedischen Möbelhaushocker als Tisch auf dem Gehweg saß und nicht mehr weg wollte. So kam es, dass ich mich statt an Klassik an israelisch inspiriertem Kuchen erfreute und dabei einen historistischen katholischen Kirchenbau zeichnete.
Wielandgut und schiefer Turm
Veröffentlicht: 17. Oktober 2014 Abgelegt unter: Aquarell, Bewohntes Gelände, Bewohntes Gelände 2, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Thüringen Hinterlasse einen KommentarAm Ilmradweg schläft so manches im Dornröschenschlaf, besonders an einem verregneten Herbsttag (an dem, wenn man sie denn besonders dringend bräuchte, natürlich auch sämtliche Dorfgasthäuser geschlossen haben).
So fanden sich auch im Oßmannstedter „Wielandgut“ nur zwei Parzen, die eine leere Museumskasse bewachten, aber außer geistiger keine weitere Nahrung anzubieten hatten. Dabei war Christoph Martin Wieland vermutlich eine viel interessantere Gestalt, als taubenbekleckerte Denkmäler vermuten lassen, ein lebensfroher Familienmensch und Schriftsteller, dem wir u.a. die ersten deutschen Shakespeare-Übersetzungen verdanken.
Den guten Zustand des Gutes, das er nur wenige Jahre bewirtschaftete (auch Goethe war zwei Dörfer weiter kein erfolgreicher Gutsherr) verdanken wir wiederum Jan Philipp Reemtsma.
Der nächste Ort Richtung Weimar ist Denstedt, hier steht eine Burg mit einem unproportional dünnen und eindrucksvoll schiefen Turm.
St.Mauritius in Bad Sulza
Veröffentlicht: 16. Oktober 2014 Abgelegt unter: Aquarell, Bewohntes Gelände, Bewohntes Gelände 2, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Luther, Pilgerweg, St.Mauritius, Thüringen Ein Kommentar
St. Mauritius in Bad Sulza
St.Mauritius in Bad Sulza im Abendlicht. Schon in Schulpforta gab es eine Mauritius-Kapelle, beim Nachlesen stelle ich fest, dass der heilige Mauritius u.a. der Schutzheilige der Salzsieder war. Das heiligenverrückte Mittelalter ist lange vorbei, und an Stelle der alten Kapelle steht nun schon seit fast 300 Jahren dieser typisch thüringisch-lutherische schlichte Barockbau, aber der Name ist geblieben.
Ich habe das Bild farblich bereits vor Ort angelegt und ganz mutig auf alle Tintenstriche verzichtet, sondern die Struktur aus Licht und Schatten kommen lassen. Das braucht etwas Zeit, um die Schichten zwischendurch trocknen zu lassen. Das Papier, von Daler-Rowney, ist ganz leicht grau getönt.
Naumburg – Schulpforta – Bad Kösen
Veröffentlicht: 14. Oktober 2014 Abgelegt unter: Bewohntes Gelände 2, Urban Sketching | Tags: Aquarell, Gotik, Kloster, Naumburg, Pilgerweg, Schulpforta, Thüringen, Zisterzienser Hinterlasse einen Kommentar
Blick auf das Naumburger Marientor
Die zweite Etappe meiner Reise beginnt da, wo die erste aufgehört hat – in Naumburg, und soll über Weimar nach Erfurt führen.
Für den ersten Tag habe ich mir nur die kleine Strecke bis Bad Kösen vorgenommen.
Ich will zeitig aufbrechen, muss aber noch zur Post, überschüssiges Gepäck von der vorangegangenen Reise abschicken. Die Post öffnet erst um neun, ich bin kurz vorher da und setze mich auf die Treppe für eine kleine Skizze. Na, als ich damit fertig bin, ist es bald zehn, und so trödelt sich der Vormittag hin, als ich in Schulpforta ankomme, ist es schon deutlich über Mittag.

Westfassade der Zisterzienser-Kirche in Schulpforta.
Schulpforta ist eine typische Zisterzienser-Gründung im Sumpf, es muss früher dort unerträglich gewesen sein, und auch jetzt noch ist der Kreuzgang düster und modrig.
Die Kirche hingegen schimmert innen wie außen in sanftem Hellgrau. Die Westfassade ist eine Kuriosität, verwendeten doch die Zisterzienser sonst keinen Gebäudeschmuck. Sie wirkt seltsam deplatziert und auch nicht besonders harmonisch, vermutlich hat auch das 19.Jh. seine Vorstellungen von Gotik mit eingebracht.