Südraum Nürnberg
Veröffentlicht: 24. Juni 2017 Abgelegt unter: Allgemein, Bewohntes Gelände 6, Mai 2016, Reiseskizzen, Urban Sketching | Tags: Mittelfranken, Nürnberg, Pilgerweg Hinterlasse einen KommentarIn Altdorf erst war ich auf den eigentlichen Pilgerweg getroffen, dem ich von nun an Richtung Westen folgte. Schon an diesem Tag wandelte sich die Landschaft: von nun an sollten Kiefernwälder, zum Teil sehr ausgedehnte, meinen Weg begleiten. Eingebettet in diesen Kiefernwald liegt die Rummelsberger Diakonie, meine nächste Station. Gezeichnet habe ich dort am Morgen die Kirche, einen Bau aus den 20er Jahren mit Anleihen romanische Formen.

Turmseite der Philippus-Kirche in Rummelsberg.
Bei der Planung der Tour hatte ich meine Zweifel gehabt, ob es überhaupt möglich sein würde, den zersiedelten Nürnberger Südraum vergnüglich zu durchwandern: ja, es war. Einen besonderen Anteil daran hat der Ludwig-Donau-Main-Kanal, kurz Ludwigskanal. Der nicht mehr schiffbare alte Kanal zieht sich oft über Kilometer schnurgerade durch morastige Kiefern-Eichen-Wälder, unterbrochen nur von gelegentlichen Schleusen, und es ist ein ganz besonderes Erlebnis, daran entlang zu wandern.

Am Ludwigskanal.
Das sandig-sumpfige Gelände dürfte in früheren Jahrhunderten vermutlich nur an wenigen Stellen besiedelt gewesen sein (auch wenn der Ortsname Feucht von Fichte kommt und nicht von Feuchtigkeit) und bot so in der Neuzeit reichlich Platz für endlose Eigenheimsiedlungen. Die zu überwinden war manchmal etwas mühsam, um so schöner, wenn dann doch einmal ein älteres Gebäude am Weg lag.

Altes Gutsgebäude irgendwo zwischen Autobahn, Eigenheimsiedlung und Sumpf.
A Email hammer net
Veröffentlicht: 21. Oktober 2016 Abgelegt unter: Allgemein, Bewohntes Gelände 5, Mai 2016, Reiseskizzen, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, Burg, Fränkische Schweiz, Oberfranken 2 Kommentare„A Email hammer net, schicken’s a Kartn“. Das hatte ich getan und mich auf diese Weise im Gasthof von Wohlmannsgesees auf dem Fränkischen Jura angemeldet. Als ich bei sanfter Nachmittagssonne dort ankam, hing ein Zettel an der Tür: „Bin in einer Stunde wieder da. Anna!“ Ich setzte mich auf die Bank vor dem Haus und wartete, doch die Stunde verging, die Sonne verschwand, es wurde kühl und wer nicht kam, war Anna. Bis sie schließlich auf einem Balkon auftauchte, Wäsche aufhängend und mir versichernd, sie wäre hinten im Haus gewesen und hätte immer gehorcht, ob ein Auto kommt …
Zu meiner Überraschung ist Anna Heid, obschon Witwe, keine alte Frau, sie mag jünger sein als ich und bewirtschaftet Gasthof samt Obst- und Gemüsegarten mit gelegentlicher Unterstützung ihrer Brüder allein. Sie kochte mir erst einmal eine große Kanne Kräutertee aus dem Garten, natürlich war auch das Essen hervorragend. Das meiste im Haus ist Original 70er Jahre, Fototapete, Badfliesen, Lampen und eben auch das Geschirr; doch im Gegensatz zu anderen Unterkünften ist alles picobello, wie neu und blitzsauber.
Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt und kann jedem, der die Fränkische Schweiz besucht, empfehlen, Anna Heid eine Karte zu schreiben und wenigstens eine Nacht in ihrem Gasthaus zu verbringen.
Am nächsten Tag bin ich weiter gewandert, durch Wälder voller Schopftintlinge und anderer interessanter Pilze, über hügelige Weiden mit Felsblöcken wie in einem japanischen Garten und selbstverständlich auch an der obligatorischen Burg vorbei.

Die 70er Jahre und das Mittelalter sind in der Fränkischen Schweiz sehr präsent. PITT-Pens, Super5-Tinte in grau und etwas Wasserfarbe.
Fast jeder Tag im Mai, dritter und letzter Teil
Veröffentlicht: 31. Mai 2016 Abgelegt unter: Allgemein, Alltag, Artist Journal, Dinge, Mai 2016, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, visuelles Tagebuch 2 KommentareGeschafft! 25 Tage lang habe ich täglich eine Skizze abgeschlossen, mal mehr, mal weniger aufwändig, meist am Abend. Hatte ich vorher schon Hochachtung vor den Täglichzeichnern, ist sie in dieser Zeit noch einmal gestiegen.
Gelernt habe ich eine Menge in diesem Monat, zeichentechnisch, klar, doch darüber hinaus etwas über meine Art, die Welt zu sehen und abzubilden. Mehr noch als früher weiß ich nun, wie sehr ich die kleine Form liebe, das Detail, für das ich gern auch etwas länger brauche. Weshalb sich in dieser Serie auch keine Bilder von Menschen finden, für deren Abbildung Tempo nötig ist und etwas Nonchalance. (Zumal wenn sie, wie es so ihre Art ist, sich auch noch bewegen.)
- Ein Kupfertablett aus Bulgarien, ca. 1980, vermutlich aus einer Schauwerkstatt, die ich besucht habe.
- Gebrauchsgegenstand? Haustier? Mitbewohner? Jedenfalls gut erholt und beschleunigt von der Reparatur zurück.
- Die Abstellkammer musste zwischendurch auch aufgeräumt werden.
- „Weil Du so gut/ mein süßes Leben/ so will ich Dir/ dies Tässchen geben. Aus dieser vergoldeten hasse trinken zu dürfen war für mich Höhepunkt jeder Familienfeier meiner Kindheit.
- Die letzten Akeleien stehen zwischen den ersten Rosen.
- Erste Radieschen aus dem Stadtgarten von Freunden.
- Abstellkammer II. Und Schluss.
Fast jeder Tag im Mai, zweiter Teil
Veröffentlicht: 26. Mai 2016 Abgelegt unter: Allgemein, Alltag, Artist Journal, Mai 2016, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, visuelles Tagebuch 2 KommentareJa, ich habe es geschafft – jedenfalls fast, wie die Überschrift verheißt. Einen Tag habe ich ausgelassen, nun reichen die Seiten genau bis zum Monatsende. (Zur Erinnerung – hier geht es zu Teil 1.)
- Da liegt er auf der Schwelle, der Kater.
- Zarrentin am Schaalsee, Pfingstsonntag bei gemischtem Wetter.
- Bei Freunden. während wir über Gott und die Welt philosophieren, existiert das Kinderspielzeug samt seiner zweijährigen Besitzerin ganz im Hier und Jetzt.
- Wäsche wegräumen oder zeichnen? Hätte ich mich nicht fürs Zeichnen entschieden, wäre mir vermutlich nicht aufgefallen, dass der älteste Pullover auf diesem Stapel 22 Jahre alt ist.
- Eine Rosette vom Kirchengestühl des Schweriner Doms.
- Sushi im Einkaufszentrum.
- Im Schweriner Burggarten blühen die Strauchpäonien.
- Abends in Travemünde.
- Wurzel Jesse, von einem Schnitzaltar im Lübecker St.Annen-Museum.
Ein Fest zum Leben
Veröffentlicht: 21. Mai 2016 Abgelegt unter: Allgemein, Alltag, Artist Journal, Mai 2016, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, visuelles Tagebuch Hinterlasse einen KommentarIn den ersten Maitagen, die von fast unwirklichem Sommerwetter gesegnet waren, hatte ich dieses Jahr schon zum zweiten Mal die Freude, auf einen runden Geburtstag eingeladen zu sein. Das Geschenk, ein Kartoffelporträt, war gerade noch rechtzeitig fertig geworden, so dass ich ganz entspannt die vielen Gespräche, Wiedersehen mit alten Freunden und nicht zuletzt die ungezählten künstlerischen Darbietungen (sämtlichst auf hohem Niveau) genießen konnte. Sogar zum Zeichnen bin ich noch gekommen. Zwei Bilder – die Steinmühle in Carpin und Martin Herrmanns Kormoran – habe ich schon im ersten Teil des Maitagebuchs gezeigt, heute möchte ich noch ein paar Momentaufnahmen von Gästen und Gastgebern folgen lassen.

Eine herrlich komische Aufführung nach Karl Valentins „Ritter Unkenstein“. Leider fehlt die Hauptperson des Spektakels auf meiner Abbildung.
- Gäste am See.
- Die Gastgeberin. Leider nur von hinten, doch hat es bekanntlich seine Tücken, Gesichter zu zeichnen …
Fast jeder Tag im Mai
Veröffentlicht: 16. Mai 2016 Abgelegt unter: Allgemein, Alltag, Artist Journal, Dinge, Mai 2016, visuelles Tagebuch | Tags: Alltag, visuelles Tagebuch 3 KommentareNulla dies sine linea – kein Tag ohne (Zeichen)-Strich – ist ein alter Wahlspruch von Malern und Zeichnern. Fortwährende Übung erst lässt hervortreten, was andere dann vielleicht Talent nennen. Übung in einer Disziplin, die unsere ganze Aufmerksamkeit in die Gegenwart holt, wird mit der Zeit mehr als Übung im Sinne von Vorbereitung, sie bekommt ein Eigenleben, das uns bereichert und beschenkt.
Jeder, der einmal versucht hat, sich eine neue Gewohnheit anzutrainieren, weiß um die Schwierigkeiten und Ausreden, um die vielen kleinen Alltagshürden, die sich immer wieder vor das schieben, was wir „eigentlich“ machen wollen. So sind Hilfen willkommen, wie die Aktion „Every Day in May“, bei der jeden Tag ein Zeichenthema vorgegeben wird und die Ergebnisse in einer gemeinsamen Netzgruppe veröffentlicht. Es gibt sie auf Flickr und auf Facebook .
Ich hatte schon ein paar Anläufe gemacht, bis ich feststellte, dass mich eine vorgegebene Liste von Zeichenobjekten eher einengte als beflügelte, und ich beschloss, für dieses Jahr meine eigenen Maiaktion zu beginnen. Ich nahm mir ein Skizzenbuch mit allerbestem Papier – Stillman&Birn Beta – , in handlichem quadratischem Format und fing am 4.Mai endlich an.
Seitdem habe ich nur einen Tag ausgelassen und noch mehr Hochachtung vor Leuten, die wirklich jeden Tag eine Zeichnung abschließen, wie Jens Hübner oder Shari Blaukopf. Neben der reinen Zeichenübung habe ich daran schon einiges gelernt, z.B. – wieder einmal – wie sehr gutes Material mich beflügelt und wie wohltuend ein begrenztes Format ist.
- Abendblick in den Garten.
- Bevor der Regionalzug abfährt, steht er noch einige Minuten auf dem Schweriner Bahnhof.
- Die Steinmühle bei Carpin im Feldberges Land – hier bin ich Gast auf einem schönen Fest.
- Kormoran, geschnitzt von dem Holzbildhauer Martin Herrmann. (http://www.martin-herrmann-holzgestalter.de/index.html)
- Meine Lieblingskopfhörer. Meist verwende ich sie zum Telefonieren.
- Nach einem langen Tag bleibt gerade noch die Kraft, den grünen Stift zu zeichnen, mit dem ich eben Martins Kormoran koloriert habe.
- Heimfahrt im Zug.
- Nochmal im Zug, ich bin so müde, dass mir Landschaft zu komplex ist.
- Endlich Freitag! Wie jeden Abend will noch der Kater versorgt sein, und es fällt mir mal wieder die absurd edle Aufmachung der Katzenfutterverpackung auf.