Innsbruck, ich muss dich lassen
Veröffentlicht: 18. Oktober 2025 Abgelegt unter: Reiseskizzen, visuelles Tagebuch | Tags: Inktober, Kaffee, visuelles Tagebuch Hinterlasse einen KommentarInnsbruck, ich muss dich lassen/ ich fahr dahin mein Straßen/ in fremde Land dahin.
Am Sonntag, vor einer Woche, verbrachte ich den letzten Urlaubstag in Südtirol. Am Montag begann ich den Heimweg und fuhr über den Brenner bis Innsbruck. Dort hatte ich mich für eine Nacht in einem hübschen minimalistisch-modernen Appartement mit viel hellem Holz und Naturmaterialien eingemietet, einem Ort, viel zu schade, um gleich wieder abzufahren.
Ich spazierte Richtung Altstadt und fand mich – Touristen sind nicht immer nur die anderen – in einem Café mit Blick auf das Goldene Dachl wieder. Doch statt mich dem Erbe Kaiser Maximilians zu widmen, wandte ich mich Näherliegendem zu: einem Kastanienherzen. Ein Kastanienherz ist eine Art großer Praline aus mit Schokolade überzogenem Maronipüree, eine regionale und saisonale Süßigkeit.

In dem Appartement gab es eine kleine Küchenzeile und auf dem Ceranfeld stand eine dieser achteckigen italienischen „Espressokannen“, mit denen man zwar keinen Espresso (dafür braucht es einen höheren Druck), aber doch einen guten Kaffee kochen kann. Das tat ich zum Frühstück, nachdem ich nachgelesen hatte, wie man die Kanne bedient, denn ich hatte so ein Ding noch nie benutzt.
Wenn ich mir einen schnellen Kaffee koche, so gebe ich normalerweise einen Löffel frisch gemahlenen Kaffee in eine Tasse und brühe mit heißem Wasser auf – fertig. Menschen aus Ostdeutschland, wie ich, nennen diesen Kaffee immer noch „türkisch“, obwohl sie natürlich längst wissen, dass man in der Türkei ganz anderen Kaffee bereitet. Achteckige Bialetti-Kannen hingegen blieben für mich stets ein etwas zweifelhaftes Emblem diverser – selbstverständlich westdeutscher – Toskana-Fraktionen.

Nachdem ich den Kaffee ausgetrunken und die kleine Küche aufgeräumt hatte, blieben noch zehn Minuten für eine schnelle Bleistiftskizze und ein paar Fotos des eleganten Dialogs von Schwarz und schwärzer. Ursprünglich hatte eine schraffierte Inktober-Zeichnung daraus werden sollen, doch fürchtete ich den Aufwand. So nahm ich dunkelgraue Gouache für das Ceranfeld und diverse Marker für die Kanne, allen voran das berühmte Schwarz aus dem japanischen Pentel-Pinselstift.
Zeichne …
Veröffentlicht: 14. Januar 2022 Abgelegt unter: Dinge, Mixed Media, Tiere, visuelles Tagebuch | Tags: Kaffee, Ratte, Tiere Hinterlasse einen Kommentar… mit einem ungewohnten Werkzeug.
… etwas, das du gerade gegessen hast oder noch essen willst.
… ein personifiziertes Objekt.
Zum ersten Mal hangele ich mich an einer Themenliste entlang. Es gibt in der Kunstwelt diverse „Challenges“, zeitlich begrenzte Aktionen, bei denen Techniken und Themen vorgeschlagen werden: #EverydayinMay #Inktober oder #OneWeekHundredPeople , um nur einige zu nennen. Bisher hatte ich stets so wenig Zeit, dass ich froh war, nach meinen eigenen Wünschen zeichnen zu können. Nun bin ich ein paar Wochen zu Hause und habe mich für einen „Täglich-Zeichnen“-Kurs angemeldet. Zu dem gehört, neben Anleitungen und Videos, auch eine 30-Tage-Liste. Da der Kurs sich an Illustratoren wendet, wird vieles, für mich ungewohnt, aus der Imagination oder von Fotovorlagen gezeichnet. Ich habe beschlossen, mich darauf einzulassen und zumindest einen Teil der Aufgaben „abzuarbeiten“. (Nein, ich werde nicht alle dreißig hier zeigen.)
„Zeichne etwas Menschengemachtes.“ Das sollte einer Bewohnerin des Anthropozäns nicht schwer fallen, es steht genug davon rum. So hätte es sein können, dass die Auswahl schwer fallen würde. Doch da war sie auch schon, die perfekte Lösung für ein Problem, von dem man bis eben nicht wusste, dass man es hat: Eine in Brasilien handgefertigte, mechanisch betriebene Espresso-Maschine.

„Zeichne dein Lieblingstier.“ Mmmh, niedliche Miezekatze? Treuer Hund? Kluger Vogel? Ich habe mich für die ordensgeschmückte schlaue Minensuchratte Magawa entschieden, die gerade im hohen Rattenalter von acht Jahren verstorben ist. Da diese Meldung gerade durch die Medien ging, war das Netz voller Fotos.

„Zeichne die Skelettstruktur deines Lieblingstiers.“ Hier waren die Bilder schon deutlich knapper. Zumal es sich bei Magawa nicht um eine Haus- oder Wanderratte gehandelt hatte, sondern um eine Riesenhamsterratte. Von einem ganzen Skelett fand ich nur zwei Bilder in schlechter Auflösung; die machten mir wenig Lust, zeichnend Knöchelchen an Knöchelchen zu reihen. (45 cm Schwanz!) Beim Schädel sah es besser aus; ja, es gibt eine Seite namens „skullsunlimited.com“, auf der auch Magawas Verwandte in schönster Auflösung und gut ausgeleuchtet abgebildet waren.

Diese schöne Ausleuchtung machte es nicht ganz leicht, die dreidimensionale Struktur zu erfassen. Ich freute mich, dass meine Zeichnung am Ende räumlicher wirkte als das Foto und ich weitgehend verstanden hatte, was ich sah.
Super extra Kardamom
Veröffentlicht: 13. November 2021 Abgelegt unter: Allgemein, visuelles Tagebuch | Tags: Bollhagen, Bulgarien, Kaffee, visuelles Tagebuch 3 KommentareAn einen hellen Abend im Hochsommer, es war schon ziemlich spät, wollte ich auf einem Spaziergang noch etwas Kaffee für den nächsten Tag kaufen. Am Weg lag ein kleiner syrischer Laden; ich stieg die paar Stufen zu dem engen und bis unter die Decke vollgestellten Raum im Souterrain hinab. Es brauchte ein bisschen, bis ich mich verständlich machen konnte: ich wollte den Kaffee keineswegs gleich vor Ort trinken, sondern zu Hause kochen. Schließlich verließ ich das Geschäft mit einem goldfarbenen Päckchen.
Erst zu Hause sah ich das Kleingedruckte: „Super extra Kardamom“ – das würde eher keinen Frühstückskaffee in der großen Tasse abgeben. Ich las nach, wie man arabischen Kaffee zubereitet und freute mich, endlich das kupferne bulgarische Stielkännchen bestimmungsgemäß verwenden zu können: Kaffee ins Kännchen, heißes Wasser aufgießen und auf dem Herd mehrmals aufwallen lassen. Und ich lernte dazu: in Bulgarien hatte man den Kaffee seinerzeit auf türkische Art mit Zucker zusammen aufgekocht, dieser hier bleibt ungesüßt. (Ich lernte auch, dass dieser Vorgang Aufmerksamkeit braucht, sonst ist der Kaffee ganz schnell auf der Herdplatte.)
Ich war begeistert! Mit ein paar Datteln oder etwas süßem Gebäck dazu wurde es eine perfekte Nachmittagsfreude, ein kleines, nicht zu oft zelebriertes Ritual mit Kupfertablett und Mokkatasse. (Ja, Mokka und nicht Espresso, aus einem praktisch nie genutzten kleinen Bollhagen-Service, das meiner Sammelleidenschaft gedankt ist.)

Gestern war es mal wieder soweit, zu Feier eines freien Freitags gab es den Kaffee, und nach dem endgültigen Zuklappen der Schweizer Reisebücher konnte ich endlich ein neues Zeichenbüchlein beginnen. Ich hatte es noch vom letzten Jahr her liegen; die graue Variante hatte mich seinerzeit wenig überzeugt, und im Frühjahr behagte mir das herbstliche Braun nicht. Nun geht es schon auf den Winter zu, und ich freue mich auf den warmen Farbton.
Kaufmannsladen
Veröffentlicht: 20. März 2019 Abgelegt unter: Artist Journal, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Kaffee, Schwerin 4 KommentareAn einem der seltenen freien Nachmittage in einem Café zu zeichnen ist ein kleiner Bissen Urlaub. Heute war ich früh genug in der Stadt, um in der sonst immer überlaufenen Rösterei Fuchs noch einen ruhigen Fensterplatz zu ergattern – da saß ich dann sehr zufrieden und schaute von hinten auf den Verkaufstresen. Der „Fuchs“ ist Rösterei, Café, Bistro und Confiserie: in hohen Regalen stapeln sich die pastellfarbenen Schokoladen einer bekannten Edelsorte, und auf dem Tisch neben der schönen analogen Kaffee-Waage stehen Bonbongläser mit kleinen Leckereien aus aller Herren Länder. Je grauer es draußen wurde, desto bunter wurden die süßen Sachen auf meinem Blatt – bonbonrosa eben. Und am Schluss sah es aus wie in einem dieser pädagogisch wertvollen Kaufmannsladen-Spiele …

Steampunk
Veröffentlicht: 13. November 2016 Abgelegt unter: Allgemein, Alltag, Mixed Media, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Kaffee, Schwerin, Steampunk Hinterlasse einen Kommentar„Steampunk“ steht für eine Stilrichtung, die an die Ästhetik von Jules-Vernes-Verfilmungen anknüpft, an unsere Bilder von Ballonfahrten, Taucherglocken, allerersten Automobilen. An all das und ein bisschen auch an die Weltraumreisen des Piloten Pirx durfte ich mich glücklich erinnern, als ich am Freitag Nachmittag in der Schweriner „Rösterei Fuchs“ die Kaffeeröstmaschine zeichnete.

Röstmaschine in der Schweriner Kaffeerösterei „Fuchs“. Füllfeder, verschiedene Marker und Aquarellstifte.
