Westberlin
Veröffentlicht: 15. Mai 2021 Abgelegt unter: Allgemein, Architektur, Reiseskizzen, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Berlin, Brunnen, Moderne 3 KommentareAls Ende 1989 die Mauer fiel, war dies nicht nur der Anfang für das schnelle Ende der DDR – auch das alte Westberlin begann sich zu verwandeln, auszubleichen, in der neuen Hauptstadt aufzugehen (nicht immer zur reinen Freude der immerhin zwei Millionen Westberliner). Tagestouristen und Neubürger blieben fortan weitgehend im Osten. Auch ich, in ferner Nähe aufgewachsen, machte da kaum eine Ausnahme.
Letzte Woche verbrachte ich einige Tage in Charlottenburg, und es blieb Zeit, einige der weißen Flecken meiner inneren Landkarte auch zeichnend zu füllen.

Ich war mit einigen Zeichnerinnen und Zeichnern am St.-Georg-Brunnen am Hindemithplatz verabredet. Der Brunnen fällt vor allem durch das Fehlen des namensgebenden Heiligen auf – der ist ihm 1945 abhanden gekommen. So stehen die vier Säulen auf seiner oberen Ebene etwas unmotiviert in der Gegend herum. Weiter unten herrscht ein wildes Getümmel von Fratzen, Masken und merkwürdigen Gestalten, die wohl einen Bezug zum Drachen des herstellen sollen.
Leider hatte der Brunnen nicht nur keinen Georg, sondern auch kein Wasser, was die seltsame pandemisch-stille Stimmung auf dem kleinen Platz noch verstärkte.

Doch Westberlin besteht nicht nur aus Schnörkeln. Der Bombenkrieg hatte hier nicht weniger gewütet als im Ostteil der Stadt, und dem Wiederaufbau fiel im Rausch der Moderne manches zum Opfer, was man hätte erhalten können. Nur wenige Straßenzüge entfernt von der Gründerzeit-Idylle türmen sich am Richard-Wagner-Platz ein paar 70er-Jahre-Plattenbauten in den Himmel – ein bisschen gegliederter die Fassade als die ihrer Brüder und Schwestern im Osten, ein bisschen bunter, ein bisschen brutalistischer der U-Bahn-Eingang … doch kaum wohnlicher anmutend an der Kreuzung zweier großer lauter Straßen …

Love the gargoyles!
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