Straßburg 2
Veröffentlicht: 3. Juli 2018 Abgelegt unter: Allgemein, Reiseskizzen, Urban Sketching, visuelles Tagebuch | Tags: Fachwerk, Gotik, Romanik, Straßburg Hinterlasse einen KommentarWohin morgens in Straßburg als Erstes, noch in der ersten Frische des Tages? Natürlich zum Münster! Leider trog das Schild, das eine Öffnung ab sieben Uhr versprach, und so machte ich mich auf den Weg nach erstens anderen Zeichenmotiven und zweitens Frühstück.
Nach einigem Umherwandern fand ich beides auf der Pláce Kléber mit Blick auf die Kirche „Saint-Pierre-le-Jeune protestant“ – („Jung-St.Peter protestantisch“) Der Namenszusatz „jung“ täuscht insofern, als hier schon in vorkarolingischer Zeit eine Kirche stand – und auch diese hier, auf meinem Bild sichtlich gotisch, hat einen romanischen Kern mit schönem und vom Stadtgewimmel abgeschirmten Kreuzgang.

Links der Blick von der Place Kléber zur Kirche St-Pierre-le-jeune protestant in Straßburg. Rechts der Sarkophag des Adelochus in der Kirche St.Thomas.
Am späten Vormittag versuchte ich es noch einmal mit dem Münster – es war völlig überfüllt mit Schulklassen und Rentnergruppen, nur auf vorgeschriebenen Wegen zu betreten und ohne die Andeutung eines ruhigen Platzes. Ich ergriff bald wieder die Flucht.
Nachmittags zeichnete ich in St.Thomas, die mir am Vortag schon ein willkommenes abendliches Motiv gewesen war, den Sarkophag des Adelochus. Nicht, dass ich wüsste, wer Adelochus gewesen war, doch sein Sarkophag ist eine wunderschöne romanische Bildhauerarbeit, klein und zierlich, keine anderthalb Meter lang steht er auf seinen Löwenfüßen mitten im Raum. Man kann ihn von allen Seiten betrachten und sich dann in aller Ruhe einen Stuhl nehmen, die Lesebrille aufsetzen und in Zwiesprache mit dem romanischen Stein treten – Berührung eingeschlossen – ohne dass eine Aufsichtsperson eingreift.
Nachdem ich den halben Tag mit alten Steinen zugebracht hatte, verspürte ich ein dringendes Bedürfnis danach, lebendige Menschen zu zeichnen! Das tat ich dann bei Kaffee und Macarons vor dem „Atelier 116“, einer belebten Biobäckerei.
Abends setzte ich mich, inzwischen adaptiert, mitten ins Getümmel im alten Fachwerkviertel „Petit France“. Ich wählte das Restaurant mit dem schönsten Blick aus, so dass mein Zeichnung von Zwiebelsuppe und Sauerkraut begleitet wurde.

Im Fachwerk- und Touristenviertel „Petit France“ in Straßburg.