Horizont
Veröffentlicht: 8. September 2021 Abgelegt unter: Allgemein, Bewohntes Gelände 10, Reiseskizzen | Tags: Bodensee, Kloster, Pilgerweg, Romanik 5 KommentareAls ich das Projekt begann, einmal längs durch Deutschland zu gehen, war der Bodensee so etwas wie mein Horizont, und die Insel Reichenau mit ihren Klöstern der Leuchtturm darauf. Hier hatte es angefangen nach den dunklen Jahrhunderten der Völkerwanderungszeit, hier gründeten (vermutlich irische) Mönche erste Klöster, in deren Schreibstuben und Gärten bald darauf Kunst und Wissenschaft erblühten.
Gestern habe ich die Insel Reichenau besucht. Sie ist seit (mindestens) römischer Zeit durchgehend besiedelt. Heute ist sie für ihren Gemüseanbau bekannt, vermutlich geht auch der schon auf die Römer zurück. (Nicht umsonst schrieben die Mönche hier gartenkundliche Abhandlungen.) Buchstäblich jeder Quadratzentimeter der Insel ist bepflanzt, und zwar in einer für die heutige Zeit geradezu aberwitzig kleinzelligen Parzellierung, die auf Besitzverhältnisse der Klosterzeit zurückgeht.
Und zwischen all den Gewächshäusern, Beeten, Feldern und kleinen Weinhügeln stehen drei der ältesten Kirchen Mitteleuropas.
Die erste, auf die man trifft, wenn man die Insel betritt, ist St.Georg, und von außen sieht sie erst einmal nicht besonders spektakulär aus. Innen enthält sie jedoch einmalige, ebenfalls auf die Gründungszeit um 800 datierte Wandmalereien.

Ich war früh aufgebrochen und hatte diesen schönen Blick lange an einem kühlen Morgen für mich allein; später wurde es schwül und drückend und vielleicht lag es daran, dass mir vom viel gewaltigeren Münster kein ordentliches Bild gelang. Vielleicht hatte ich auch einfach das Gefühl, dass ich gern noch einen Tag und noch einen und noch einen gehabt hätte, um dieser gesegneten Insel ein bisschen gerecht zu werden.
Konstanz war auch mein wichtiges (Zwischen-)Ziel. Da ich hier mehrere Jahre studiert habe, war es mir wichtig, meinen Jakobsweg so zu planen, dass ich durch Konstanz laufen kann, obwohl es auch Nürnberg schnellere Wege gibt, wenn man noch über Taizé und Cluny laufen möchte. Noch einen erfolgreichen und beschwerdefreien Weg, LG, Dario 🙂
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Danke, lieber Dario! Heute bin ich in St.Gallen angekommen, morgen gehe ich in die Stiftsbibliothek. Ich wohne im Stattkloster, einem sehr schönen Ort.
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St. Gallen – dann läufst du auch am Rhein entlang nach Basel? Stein am Rhein und der Rheinfall haben mir sehr gut gefallen. Liebe Grüße
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Nein, ich habe ganz andere Pläne, weil ich gar nicht nach Santiago will. Sagen wir mal, der nächste Horizont ist Assisi. Also: ich gehe das Rheintal aufwärts bis Landquart, von dort nach Klosters und mit der Rätischen Bahn nach Zernez. Dort treffe ich auf den Graubündener Jakobsweg, den ich in Gegenrichtung bis Müstair gehe. Theoretisch könnte ich den ab Chur nehmen, aber die Pässe sind für mich zu hoch.
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[…] umgebaut, so dass viele dieser Malereien erhalten sind. Sie haben große Ähnlichkeit mit denen in St.Georg auf der Reichenau; ob sie wirklich gleich alt sind, wird unter Fachleuten kontrovers […]
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