Bei der Mutter der Insel

Hoch oben über der Stadt Funchal steht im Vorort Monte eine Wallfahrtskirche. Hier ist es deutlich kühler als unten und feucht vom Nebel. „Die Kälte, die Feuchtigkeit, die Nebel schaffen ein durch und durch von Pflanzen beherrschtes Reich, in dem die Menschen fast fürchten, auf ihren Händen könnten Flechten wachsen und auf ihrem Haar Moos“ schreibt Helena Marques in ihrem Madeira-Roman „Raquels Töchter“. (Das Buch ist eine aus anrührenden kleinen Geschichten zusammen gesetzte Familiensaga aus der Welt des gehobenen Funchaler Bürgertums um 1900; manchmal dicht am Kitsch, gibt es doch viele interessante Hintergrundinformationen zu dem, was man heute in Funchal sieht.)

Um die Kirche herum ist Trubel, hier kommen die Touristen von der Seilbahn und drängen sich die Korbschlittenfahrer um Kundschaft. Gut hundert Meter weiter gibt es einen kleinen Platz mit Anklängen an früheren Kurbetrieb, Bänken, Platanen, ein, zwei Cafés. Aus einer Felswand, gefasst in ein hübsches Brunnenhäuschen und überhangen von riesigen Farnwedeln, sprudelt eine Quelle. Hier ist der eigentliche Ort der „Nossa Senhora de Monte“.

Es war an dem Nachmittag, an dem ich dort saß – die Sonne war aus dem Nebel hervorgekommen, stand aber schon schräg – ein ungemein friedlicher, stiller Ort. Einzelne Menschen betraten das blumengeschmückte Brunnenhäuschen mit dem Madonnenbild, tranken einen Schluck, einige füllten wohl auch mitgebrachte Flaschen und zündeten eine Kerze an. Der Kellner des Cafés, ein alter Herr, kam ab und zu und richtete die umgefallenen Kerzen wieder auf …

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Das Brunnenhäuschen der heiligen Quelle in Monte/Madeira.


One Comment on “Bei der Mutter der Insel”

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