Freu dich Fritzchen …

… morgen jiebt et Selleriesalat. Vermutlich habe ich den Spruch schon in meiner an Sprüchen aller Art reichen Randberliner Kindheit kennengelernt – ohne dass mir jemand erklärt hätte, was es damit auf sich hat. Erst später erfuhr ich, dass der Sellerie wegen seiner aphrodisierenden Wirkung auch Geilwurz oder Hemdenspreizer genannt wird … Allerdings sollte die Pflanze roh verzehrt werden, so dass Fritzchens Berliner Selleriesalat aus gekochtem Knollensellerie vermutlich eher eine suggestive als eine pharmakologische Wirkung entfaltet.

Letzte Woche hatte ich mir vorgenommen, Caponata zuzubereiten. Caponata ist ein dem Ratatouille ähnliches Gemüseragout sizilianischer Herkunft, das süßsauer gewürzt lauwarm oder kalt gegessen wird. Neben Auberginen – der Hauptzutat – kommt auch Staudensellerie dazu, allerdings (leider, Fritzchen) wird auch der zumindest kurz mitgekocht.

Ich liebe Auberginen und mache hier eine Ausnahme vom regionalen Prinzip, aber zu meiner Freude gab es regional angebauten Staudensellerie auf dem Markt. Das Grün war noch dran – alles zusammen zu zeichnen, wurde eine ordentliche Friemelei.

Staudensellerie vom Schweriner Markt.

Die Caponata wurde eine köstliche Angelegenheit, und da sie gehaltvoller ist als ähnliche mediterrane Gemüserezepte, eignet sie sich auch als leichtes sommerliches Hauptgericht. Das Netz quillt über von Rezepten, keines ist wie das andere; ich füge denen meines dazu. (Es ist schon alles gesagt, nur nicht von jedem.) Also:

3 Auberginen in eher kleine Würfel schneiden, salzen und beschwert abtropfen lassen.

2 etwa faustgroße Zwiebeln schneiden und in in einer Schmorpfanne mit etwas Öl langsam und bei niedriger Temperatur (!) eher schmoren als braten, ggfs. etwas Wasser dazu geben oder den Deckel auf die Pfanne setzen.

Einige Knoblauchzehen, 1 – 2 Paprikaschoten und einige eingeweckte Tomaten zu den Zwiebeln geben (die sollten bereits weich geschmort sein und süßlich schmecken) dazugeben und das Ganze sanft weiter köcheln lassen.

Jetzt die abgetropften Auberginenwürfel in einer zweiten Pfanne kräftig anbraten (Wer hat, nimmt Erdnussöl.) und wenn sie gar sind, zu dem übrigen Gemüse geben.

Ein Bund Staudensellerie (da ist er ja!) schneiden und mit in die Pfanne geben.

Jetzt brauchen wir nur noch die „Extras“ dazugeben und das Ganze abschmecken. Ich habe nicht gegeizt: Jeweils eine Handvoll Oliven, Zedernüsse (die ersetzen bei mir die Pinienkerne; Mandeln gehen auch) und Rosinen sowie ein reichlicher Esslöffel Kapern. Alles zusammen ein letztes Mal aufkochen lassen und den Herd abstellen. Mit Essig, Zucker und Salz abschmecken (da hat jeder sein eigenes Maß) und mindestens über Nacht, besser einen ganzen Tag durchziehen lassen.

Das Ergebnis ist eine komplexe Mischung von Aromen und Texturen, die sich teilweise überlagern und vermischen und doch noch einzeln zu erkennen sind: der immer noch knackige Sellerie (Fritzchen freut sich), die Nüsse, die über Nacht wieder zu saftigen Beeren gewordenen Rosinen mit ihrer Süße, daneben die salzigen Kapern und Oliven …

Am Ende hatte ich mich mit meiner großen Pfanne etwas übernommen und beschlossen, eine Woche Caponata-Pause einzulegen – den Freund, der den Rest in einem Glas mitnahm, hat es gefreut.



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