Löffel
Veröffentlicht: 31. März 2025 Abgelegt unter: #dothe100dayproject, Alltag, visuelles Tagebuch | Tags: 100-Tage-Projekt, Mein kleines Museum Hinterlasse einen KommentarLöffel sind Schubladenbewohner; so wundert es nicht, dass sich auch in meiner Museumsschublade einige versammelt haben. Von Anfang des Projektes an hatte ich mich darauf gefreut, sie zu zeichnen. Es sind schöne Objekte, jedes von einer eigenen Ästhetik – und natürlich mit einer eigenen Geschichte.
Die des gläsernen Bowlelöffels kenne ich allerdings nicht – weder weiß ich, wie und wann er in meinen Haushalt kam, noch, wo das restliche Bowlenservice abgeblieben ist. Erdbeerbowle, die Mutter aller Sommerbowlen, tranken wir noch in den 90ern; auch Waldmeisterbowle (nach Fontanes Rezept aus „Schach von Wuthenow“) war eine Zeitlang beliebt – danach gab es nur noch alkoholfreie Kindergeburtstags-Melonenbowle.

Der geschnitzte Holzlöffel, so schön wie unpraktisch, ist Teil eines Salatbestecks und eines von zahlreichen Residuen der Osteuropa-Kontakte meiner Mutter. Es hing lange in unserer Küche; später habe ich versucht, es zu benutzen, doch für einen großen grünen Salat ist es zu klein und zu unhandlich. Der Massai-Löffel war Mitbringsel der Kilimandscharo-Reise einer Freundin und diente einige Jahre als Kaffeemaß, bevor er in die Schublade wanderte.
Seltsamerweise weiß ich nicht, von wem ich den „Patenlöffel“ bekam – ich habe weder offizielle noch inoffizielle Paten. Benutzt habe ich ihn allerdings viele Jahre lang – auch, weil alle anderen Löffel in unserem Haushalt mir nicht „mundeten“. (Ich habe zwar manchmal eine große Klappe, aber immer einen kleinen Mund.) Auch die Herkunft des „Konsum“-Löffels liegt im Dunkel; stammt er aus einer „Konsum“-Gaststätte? Für nicht Ostdeutsche und Nachgeborene: „Konsum“ – ausgesprochen „Kónsumm“ – ist eine Handelskette, deren Wurzeln in den proletarischen Genossenschaftsbewegungen des 19.Jahrhunderts liegt. In der DDR waren „Konsum“-Geschäfte so weit verbreitet, dass der Begriff bald für „Lebensmittelgeschäft“ im Allgemeinen stand.
Gesundheitlich etwas angeschlagen – doch mittlerweile auf dem Weg der Besserung – brauchte ich die Abendstunden einer knappen Woche für das Bild. Danach räumte ich die Löffel – die praktischen wie die schönen, die nützlichen wie die rätselhaften – wieder in ihre Schublade, dankbar für die Geschichten, die sie mir erzählt hatten.
