Mariä Himmelfahrt

Auf den Bergen werden nachts die Feuer brennen. Soll ich mich aufmachen, mich allem wieder zu nähern?

Ingeborg Bachmann „Entfremdung“

Das Gedicht, aus dem diese Zeilen stammen, lernte ich 1980 kennen, doch erst fast ein Vierteljahrhundert später, 2004, erfuhr ich, wo die Metapher in der Wirklichkeit verankert ist. Wir machten Urlaub in einem abgelegenen Osttiroler Tal, und am 15.August, am Feiertag Mariä Himmelfahrt, brannten die Feuer auf den Bergen. Ich weiß nicht, wie viele es waren, zwanzig?, fünfzig?, die in der sich senkenden Dämmerung auf den Bergkämmen aufflammten, unerwartet, unwirklich, erhaben …

Diese Feuer auf den Bergen sind ein lokales Brauchtum, ebenso wie die Kräuterweihe. Frauen sammeln Heilkräuter und Blumen auf den spätsommerlich blühenden Wiesen; ein schön gebundener Strauß wird beim festtäglichen Gottesdienst geweiht. Den Mittelpunkt des Straußes bildet häufig eine blühende Königskerze. (Noch in den 1960er Jahren, so erzählte mir ein Bekannter, diente der getrocknete Strauß den kommenden Winter über als Kräutervorrat für Grippe, Bauchweh und alles, wofür man sonst Heilkräuter benötigt.)

Mariä Himmelfahrt, das „Fest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“, ist ein Fest, das sich aus Legenden und Volksfrömmigkeit speist, und das ist es, was mich daran berührt. Ich habe, anders als bei „Mariä Lichtmess“, nicht versucht, die Geschichte gegen den Strich zu bürsten; es ging mir nicht darum, etwas wörtlich zu nehmen, sondern um Bild, Symbol, Mythos …

Ich bin immer noch dabei, „andere“ als meine üblichen Bilder zu malen und schaue mich auf der Seminarplattform Domestika um. Dieses Mal war es der Kurs einer französischen Illustratorin, deren Stil japanisch beeinflusst ist. Natürlich wurde es bei mir unter der Hand etwas anderes, nahm Elemente von naiver Kunst und von Buchmalerei auf und bereitete mir große Freude. Selbstverständlich dauerte das Ganze auch viel länger als geplant, und obwohl ich die Arbeitsanleitung der Künstlerin deutlich kürzte (was ein Wagnis war und man an einigen Ungenauigkeiten sieht) wurde ich erst mit einem Tag Verspätung fertig.


4 Kommentare on “Mariä Himmelfahrt”

  1. Avatar von Hannelore Schechterle Hannelore Schechterle sagt:

    Mit Begeisterung begleite ich Dich durch Dein Leben bzw. die Malreisen.

    So schön, Deine Berichte und die Bilder zu betrachten. Da gehts mir immer gut, wenn ich diese lesen und bewundern kann. Ich freue mich auf weitere interessante Berichte.

    Grüße aus dem Remstal – in der Nähe von Stuttgart – auch hier gibt es schöne Fachwerkhäuser , Kirchen usw. zu sehen.

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  2. Avatar von rotherbaron rotherbaron sagt:

    Ein Ex-Voto ist entstanden, das Frida Kahlo wohl gefallen hätte. Mir gefällt es auch.

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