Mit Bildern
Veröffentlicht: 26. November 2021 | Autor: annettehofmann | Abgelegt unter: Reiseskizzen | Tags: Barlach, Moderne, Museum, Stuttgart |6 KommentareIch bin in einer bilderarmen Zeit aufgewachsen. Natürlich nicht so bilderarm wie die vor der Erfindung von Buchdruck und Fotografie, doch geprägt von Papierknappheit und ideologischer Begrenztheit einerseits und dem Fehlen uns heute selbstverständlicher elektronischer Medien andererseits.
Un so mehr habe ich mit Bildern gelebt. Zuerst war es der Kanon der Alten Meister, in Postkarten, Kalenderblättern und einigen Bildbänden präsent und immer wieder betrachtet; später, in den prägenden Wachstumsjahren, kamen Impressionismus und Moderne. Manche Bilder, manche Motive und Künstler, die ich in jener Zeit kennengelernt habe, sind in mein innerstes Bildarchiv abgesunken, von wo sie als Archetypen in mein weiteres Leben als Sehende und Gestaltende hineingewirkt haben.
Das meiste, was ich damals sah, sah ich in Reproduktionen und Fotografien, die Begegnung mit den Originalen geschah oft Jahrzehnte später.
Werke von Ernst Barlach sah ich bereits in den 80ern, in meiner Greifswalder Studienzeit, zum ersten Mal. Auf einem Ausflug nach Schwerin machten wir am Güstrower Atelierhaus halt. Ende Oktober diesen Jahres führte der Weg mit einigen der alten Freunde von damals wieder dorthin. Aus den gezeigten Werken stach für mich der „Lesende Mann im Wind“ hervor; der in den Stürmen der Zeit in sich und seinem Buch Geborgene, Getröstete … Ich hatte kein Skizzenbuch mit, so dass ich, entgegen meinen Gewohnheiten, ein Foto abzeichnete, zusammen mit einigen kleinen Skizzen dieses Wochenendes.

Vorher schon, auf der Rückfahrt aus der Schweiz, hatte ich in Stuttgart bei Otto Dix Halt gemacht. Das „Bildnis der Tänzerin Anita Berber“ ist fast schon eine Pop-Ikone, seine Präsenz im Original (wie auch die anderer Dix-Porträts) strahlt bis in den letzten Winkel des Ausstellungsraums. Auch hier ist nur wenig von meiner Zeichnung vor Ort entstanden; ich war in Gesellschaft unterwegs gewesen und hatte mich auf eine schnelle Bleistiftskizze beschränkt. Alles andere entstand zu Hause nach Fotos.

Hallo Annette,
eine tolle „Reproduktion“ des Dix Gemäldes und auch sonst wieder ein schöner Blogartikel. Ich lese sie alle gern. Jetzt wäre ich neugierig, was Du studiert hast.
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Danke! Ich habe von 1979 bis 1984 in Greifswald Medizin studiert.
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Oh, da hätte ich beim Raten sehr daneben gelegen. Auf Ärztin wäre ich nicht gekommen. Ich hätte auf etwas mit „angewandter“ Kunst getippt.
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Ist alles Hobby …
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Naja, Ärzte und Biologen müssen (mussten) doch manchmal zeichnen, oder irre ich mich? Genauso wie Archäologen.
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Als Allgemeinmedizinerin kaum, jedenfalls heute nicht mehr. Aber die Anatomie hilft mir, Menschen zu zeichnen.
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