Zu den Hohenzollern

Nach dem frühsommerlichen Pfingstausflug schweifen meine Gedanken wieder zurück zur Frühlingswanderung. Hinter Schloss Lindich ging es weiter über maigrüne Wiesen, während die Burg Hohenzollern allmählich näher rückte.

Als Kind der DDR bin ich, obschon in Potsdam aufgewachsen, nicht besonders sattelfest in dynastischer Geschichte, und so weiß ich auch noch gar nicht so lange, wie die preußischen Könige und Kaiser mit dieser hübschen süddeutschen Burg und dem Duodezfürstentum Hohenzollern-Hechingen zusammenhängen. (Eine erste Ahnung bekam ich auf der Pilgeretappe 2017, als ich in der Klosterkirche von Heilsbronn unvermittelt auf Hohenzollern-Gräber stieß.)

In Hechingen übernachteten wir in der einzigen Bruchbude der Tour, der wir gern noch vor sieben Uhr den Rücken kehrten, um der angekündigten Kaltfront zuvorzukommen. Kurz nach neun und kurz vor dem Wettereinfall waren wir oben und konnten uns das Schneetreiben (!) durch neugotische Fenster hindurch ansehen.

Bei der Kälte hätten wir nichts gegen ein Feuer im Kamin einzuwenden gehabt.

Die Burg ist, wie fast alle Bauten dieser Art, eine neugotische Kulisse – sie ist nie bewohnt worden, sondern war einer der teuren steingewordenen Träume des „Romantikers auf dem Thron“ Friedrich Wilhelm IV. (Apropos Kind der DDR: bei solchen Anlässen klingt mir Bertolt Brecht in den Ohren „Wer erbaute das siebentorige Theben …“)

Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg fast alle Hohenzollernschlösser im Osten Deutschlands wiederfanden (und, wo immer es ging, abgerissen oder umgenutzt wurden), kam der Burg Hohenzollern eine neue Rolle als Sehnsuchts- und Projektionsort zu; in ihrer Schatzkammer werden seitdem Devotionalien der preußisch-wilhelminischen Ära ausgestellt.


4 Kommentare on “Zu den Hohenzollern”

  1. Ja, der Herr B. kam mir am Samstagabend vor dem Schloss auch in den Sinn, als Großherzog F.F. II so herrschaftlich „sein Schloss, seine Eisenbahn und sein Mecklenburg“ preisen durfte. Aber das wurde am Ende der Schau noch etwas aufgefangen, so dass es noch anging.

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  2. Antje sagt:

    Witzig, dass Du Dynastisches in Zusammenhang mit der Ost-Herkunft erwähnst. Ich tue das auch immer, weil das so ein bisschen die Verwunderung und Faszination mit dem Thema erklärt, oder? Obgleich die Gebäude und Kleider ja auch einfach so ästhetisch hochwertig und allemal malenswert sind.Das Kleid wirkt übrigens sehr schön filigran im vorderen Bereich, prima Arbeit!

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