Intermezzo …
Veröffentlicht: 10. Mai 2025 | Autor: annettehofmann | Abgelegt unter: #dothe100dayproject, #uskschwerin, Allgemein | Tags: 100-Tage-Projekt, Barock, Kirche Schwerin, Ostern, Schwerin | Hinterlasse einen Kommentar… oder Motivwechsel, das war die Frage in den letzten drei Wochen, denn ab Ostern drängten sich andere Themen vor das Museumsprojekt. Ich hatte es geahnt und mir bereits am Anfang die Erlaubnis dazu erteilt, wenn denn nur weitgehend täglich ein Stift in die Hand genommen würde.
Anfang Januar waren die Schweriner Urban Sketchers bereits einmal in der Schelfkirche unterwegs gewesen. Die schöne Kirche in seltenem Backsteinbarock ist von einem schweren Dachschaden heimgesucht worden und nur dank eines ausgeklügelten Notsicherungssystems noch betretbar; ich hatte die Fachwerkkonstruktion im Innenraum seinerzeit gezeichnet. Nun hatten wir uns die Kirche von außen vorgenommen. Mit zwei anderen Zeichnern traf ich mich am Nachmittag des Ostersonntags, mittlerweile Tag 57 des Projekts, an der Kirche.
Es war feiertagsstill, die langsam sinkende Sonne tauchte das Südportal der Kirche in schönstes Streiflicht. Ich ging mit feinen Strichen und der gleichen Akribie wie bei meinen Haushaltsgegenständen zu Werke – und brach bald frustriert ab: Der Tausendfüßler war über seine eigenen Füße gestolpert. Ich verkleinerte das Motiv, konzentrierte mich auf die Figurengruppe über dem Türsturz und umriss die Form mit großzügigen Linien – dann faserte der Nachmittag in ein freundliches Gespräch aus. Urban Quatsching.

So hieß es wieder die Abende nutzen. Während ich noch in kleinen Abschnitten an dem Motiv strichelte, ging die Woche schneller vorbei als gedacht. Flugs war es wieder Wochenende, Tag 64, und ich fand mich mit einer Gastzeichnerin aus Aachen am schönsten alle Schlossblicke wieder. Danach brauchte ich noch einmal zwei Tage, viele feine Kugelschreiberstriche und ein paar Schichten Wasserfarbe, um das Türmotiv an Tag 67 zum Abschluss zu bringen.

Fast genauso viel Zeit wie zum Zeichnen hatte ich dafür benötigt zu verstehen, was ich da eigentlich abgebildet hatte.
Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. (1.Korinther 15,43)
Es war fast schon eine Jungsche Synchronizität, dass ich am Ostersonntag vor diesem Satz des Apostels Paulus saß, den ich mir zudem noch am Vormittag in einem erhellenden Radioessay hatte erklären lassen. Paulus führt den Empfängern seines Briefes in eindrücklichen Sprachbildern seine Vorstellung von Auferstehung und Ewigkeit vor Augen, die mehr umfassen als ein einfaches „Weiter so“.
Schwieriger war es mit der lateinischen Inschrift, die voller (militärischer) Anspielungen und voller Verkürzungen steckt, sie lautet sinngemäß:
Im Zeichen Jesu besiege ich alles. Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.
Die künstlerische Umsetzung war dann eher schlicht-allegorisch: Gott erscheint als Wolke, aus der grünspangrüne Kupferblitze zucken, während zwei pummelige Putten für Saat und Ernte stehen. Die Ewigkeit war unter diesem Türsturz allerdings in sehr konkreter Weise anwesend – das Südportal führte einst auf den (heute nicht mehr vorhandenen) Friedhof hinaus; nach dem Trauergottesdienst wurde der Sarg hier hinausgetragen.
